Erschienen in:
01.08.2012 | Journal Club
Kriminologischer Beitrag
Die Gretchenfrage in der Kriminologie?
verfasst von:
Angelika Treibel
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 3/2012
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Auszug
Würde man aufgefordert, über die Begriffe „Religion“ und „Gewalt“ und deren Zusammenhänge frei zu assoziieren, so würden neben Assoziationen wie „Nächstenliebe“ und „Versöhnung“ sicher auch Begriffe wie „11. September“, „Krieg“ und „Missbrauchsskandal“ genannt werden – als Sinnbilder von Themen, bei denen Religion in den Kontext von gewalttätigem Verhalten gestellt wird. Nun ist es nicht angemessen, diese Themen in einen Topf zu werfen, verbindet sie doch de facto nicht mehr als die gemeinsame Assoziation zu Religion im weitesten Sinne. Der Zusammenhang von Religiosität und Gewalt nicht nur in einem assoziativen, sondern in einem kausalen Sinne wird unter dem Stichwort „Islamismus“ – spätestens seit den Anschlägen des 11. September 2001 – häufig und intensiv diskutiert. Daraus resultierend ist die Frage der Bedeutung von Religion bzw. Religiosität für in Deutschland lebende Muslime von besonderer Brisanz, da sich an diesem – vermeintlichen oder tatsächlichen – Zusammenhang politische Debatten entzünden und nicht weniger als die Frage der Gestaltung des Zusammenlebens unterschiedlicher religiöser Gruppen in Deutschland davon abhängt. Empirischen Befunden kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu, können sie doch potenziell dazu beitragen, „gefühlten“ Realitäten objektive Daten hinzuzufügen oder entgegenzusetzen. …