Erschienen in:
08.05.2023 | Lappenplastik | Operative Techniken
Die freie kombinierte Musculus latissimus dorsi- und Paraskapular-Lappenplastik zur Rekonstruktion besonders ausgedehnter Weichteildefekte
verfasst von:
Dr. Benjamin Thomas, Florian Falkner, Emre Gazyakan, Leila Harhaus, Ulrich Kneser, Amir Khosrow Bigdeli
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
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Ausgabe 3-4/2023
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Zusammenfassung
Operationsziel
Stabile und belastbare Weichteilrekonstruktion großflächiger Defekte der Extremitäten oder des Rumpfes.
Indikationen
Rekonstruktion überdurchschnittlich großer Defekte, insbesondere bei Notwendigkeit simultaner Knocheneingriffe/Osteosynthesen.
Kontraindikationen
Voroperation oder Bestrahlung von Rücken/Axilla, Unmöglichkeit der Operation in Seitenlage; relative Kontraindikation bei Rollstuhlfahrern, Hemiplegikern, oder Amputierten.
Operationstechnik
Operation in Allgemeinnarkose und Seitlagerung. Im ersten Schritt wird die Paraskapular-Lappenplastik präpariert, wobei wir die initiale Inzision medial vornehmen, um die mediale Achsellücke und A. circumflexa scapulae zu identifizieren, bevor die Lappenplastik von kaudal nach kranial gehoben wird. Im zweiten Schritt wird die Latissimus dorsi-Lappenplastik präpariert, wobei wir zunächst den Vorderrand des Muskels darstellen, um im Anschluss die thorakodorsale Gefäßachse auf der Unterseite aufzusuchen, bevor wir die Lappenplastik von kaudal nach kranial heben. Abschließend wird der Paraskapularlappen durch die mediale Achsellücke gezogen. Im Idealfall entspringen beide Stielgefäße der A. subscapularis, andernfalls muss eine „In-flap-Anastomose“ durchgeführt werden. Der mikrochirurgische Gefäßanschluss sollte wenn möglich außerhalb der Traumazone erfolgen, venös in End-zu-End- und arteriell in End-zu-Seit-Technik.
Weiterbehandlung
Postoperative Antikoagulation mit niedermolekularem Heparin unter Anti-Xa-Kontrollen (semitherapeutisch bei normalem, therapeutisch bei hohem Risiko). Stündliche klinische Perfusionskontrollen für 5 Tage, erst dann Lockerung der strikten Bettruhe und Beginn des „Lappentrainings“ im Falle der Rekonstruktion unterer Extremitäten.
Ergebnisse
Zwischen 2013 und 2018 wurden 74 kombinierte Musculus-latissimus-dorsi-Paraskapular-Lappenplastiken zur Rekonstruktion ausgedehnter Defekte der unteren (n = 66) und oberen Extremität (n = 8) transplantiert. Die mittlere Defektgröße betrug 723 ± 482 cm2, die mittlere kombinierte Lappengröße 635 ± 203 cm2. Acht Lappenplastiken zeigten keinen gemeinsamen Gefäßstiel. Es ereignete sich kein einziger vollständiger Lappenverlust.