Die Autoren deutschsprachiger trainingswissenschaftlicher Grundlagenliteratur sind sich einig, dass die Voraussetzung für eine erfolgreiche Trainingssteuerung die Kenntnis des Anforderungsprofils der Sportart ist (Grosser, Starischka, & Zimmermann,
2015; Hohmann, Lames, Letzelter, & Pfeiffer,
2020; Hottenrott & Neumann,
2016; Schnabel, Harre, & Krug,
2016). Die Rangfolge der leistungsbestimmenden Merkmale, die sich aus der Analyse der Leistungsstruktur ergibt, bestimmt die Trainingsziele und ihre Relevanz. Somit ist es eine zentrale Aufgabe der Trainingswissenschaft, Modelle der Leistungsstruktur einer Sportart zu erarbeiten und diese mit Fortschreiten des Weltstands ständig zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren (Büsch, Heinisch, & Lüdemann,
2016; Hohmann et al.,
2020). Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich diese Modelle für die verschiedenen Geschlechter und Altersgruppen unterscheiden. Konkrete Handlungsempfehlungen, wie ein spezifisches Leistungsstrukturmodell in der Praxis tatsächlich zu erstellen ist, fehlen in der Grundlagenliteratur jedoch weitgehend. Allein Hohmann et al. (
2020) gehen über eine bloße Benennung der Arbeitsschritte einer Leistungsstrukturanalyse hinaus und beschreiben in ihrem Lehrbuch eine detaillierte Vorgehensweise. In der Folge entstanden in der deutschen Sportwissenschaft zwar seit der 1. Auflage dieses Werkes im Jahr 2002 einige publizierte sportartspezifische Leistungsstrukturmodelle (z. B. Felser,
2012; Hohmann,
2009; Moeller,
2016; Ostrowski & Pfeiffer,
2007), eine explizite Diskussion der verallgemeinerten methodischen Herangehensweise fehlt jedoch bislang. In dem vorliegenden Diskussionsbeitrag versuchen wir, diese Lücke zu schließen. Wir zeigen am Beispiel eines Forschungsprojekts
1, in dem wir die Leistungsstruktur der verschiedenen Kletter-Wettkampfdisziplinen Lead, Bouldern, Speed und Olympic-Combined analysiert haben, die methodischen Schritte auf und diskutieren die Herausforderungen, die sich in der Praxis bei der Umsetzung der von Hohmann et al. (
2020) empfohlenen Arbeitsschritte ergeben.