Erschienen in:
01.11.2015 | Leitthema
Zelltherapeutika – eine innovative Therapieoption in der Ophthalmologie
Stammzellen zur Behandlung von Hornhauterkrankungen
verfasst von:
Dr. Ann-Christin Bakker, Dr. Barbara Langer
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 11-12/2015
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Zusammenfassung
Veränderungen und Erkrankungen der Hornhaut (Cornea) zählen zu den häufigsten Ursachen schwerer Sehbehinderung und Blindheit. Der Ersatz einer krankhaft veränderten Hornhaut durch eine Spenderhornhaut ist die am häufigsten durchgeführte und erfolgreichste Transplantation.
Nach einer Pressemitteilung des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands e.V. vom 3.12.2014 werden in Deutschland jährlich 5000 bis 6000 Hornhäute transplantiert, wobei der jährliche Gesamtbedarf aber schätzungsweise doppelt so hoch ist. Die Erfolgsrate der Hornhauttransplantation (Keratoplastik) ist mit über 90 % sehr hoch. Für den längerfristigen Erhalt und die Regeneration einer gesunden Hornhaut ist eine Population von gewebespezifischen Stammzellen im basalen Limbus, der ringförmigen Übergangszone zwischen Hornhaut und Lederhaut (Sclera), erforderlich. Eine Zerstörung oder der Funktionsverlust dieser kritischen Zellen führt zum Krankheitsbild der Limbusstammzellinsuffizienz (LSCD). Die Limbusstammzellinsuffizienz beschreibt Erkrankungen, bei denen Wundheilungs- und Regenerationsprozesse der Hornhaut beeinträchtigt sind. In diesen Situationen kann nur die Transplantation von gesunden Limbusstammzellen die Wiederherstellung einer intakten Augenoberfläche gewährleisten. Die Therapie der Limbusstammzellinsuffizienz stellt die Mediziner bis heute vor eine große Herausforderung. Innovative, zellbasierte Behandlungsansätze eröffnen jedoch neue, erfolgversprechende Therapieperspektiven. Im Februar 2015 erteilte die Europäische Kommission die Genehmigung für das Inverkehrbringen des ersten stammzellbasierten Arzneimittels in der Europäischen Union. Das Produkt mit der Bezeichnung Holoclar® ist ein Arzneimittel für neuartige Therapien (ATMP) zur Anwendung bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer, ein- oder beidseitiger Limbusstammzellinsuffizienz infolge von Verätzungen und Verbrennungen. Weitere stammzellbasierte Behandlungsansätze sind in der klinischen Entwicklung.