Erschienen in:
03.02.2020 | Pankreatitis | Schwerpunkt
Therapie der schweren akuten Pankreatitis
verfasst von:
Prof. Dr. W. Huber, J. Schneider, R. M. Schmid
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Bei einer Inzidenz von jährlich 30–45 pro 100.000 Einwohner ist die akute Pankreatitis (AP) in Deutschland in mehr als zwei Drittel der Fälle biliärer oder alkoholischer Genese. Daneben kann die AP iatrogen, metabolisch, genetisch oder durch einen Tumor verursacht sein. Die Diagnose stützt sich auf das Vorhandensein des typischen epigastrischen Schmerzes mit Ausstrahlung in den Rücken und die mindestens 3‑fache Erhöhung von Lipase oder Amylase im Serum. Bei schmalem „therapeutischem Fenster“ ist die frühzeitige Risikobewertung essenziell, um bei schwerer AP (Mortalität bis 42 %) rechtzeitig intensiv überwachen und therapieren zu können. Ungünstige Prognosefaktoren sind Erhöhung von Harnstoff, Hämatokrit und Blutzucker im Serum. Daneben werden verschiedene Scores eingesetzt. Zur Schweregradeinteilung im Verlauf wird die Atlanta-Klassifikation herangezogen. Die Entfernung eines impaktierten Gallensteins bei biliärer AP mittels endoskopischer retrograder Cholangiographie (ERC) ist die einzige kausale Therapie. Die ERC ist auch bei Zeichen der Cholangitis sowie bei schwerer biliärer AP indiziert. Schmerztherapie und Flüssigkeitssubstitution sind die wichtigsten symptomatischen Maßnahmen. Um extravasale Flüssigkeitsverluste auszugleichen, sollte in der Frühphase der AP eine Volumenzufuhr mit Kristalloiden erfolgen. Im Intensivsetting steht neben der Echokardiographie ein erweitertes hämodynamisches Monitoring zur zielgerichteten Volumentherapie zur Verfügung. Eine antibiotische Prophylaxe ist bei schwerer AP möglicherweise vorteilhaft. Die Ernährung sollte möglichst frühzeitig enteral erfolgen. Eine chirurgische Intervention ist Komplikationen (Blutung, abdominelles Kompartmentsyndrom) und anderweitig nicht erreichbaren infizierten Nekrosen vorbehalten.