Skip to main content
Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung 4/2009

01.11.2009 | Konzepte der Gesundheitsförderung

Anforderungen an Qualitätssicherungsverfahren für Prävention und Gesundheitsförderung

Eine Expertenbefragung

verfasst von: Dipl.-Pol. Dipl.-Psych. T. Kliche, A. Elsholz, C. Escher, K. Weitkamp, J. Töppich, U. Koch

Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung | Ausgabe 4/2009

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Zusammenfassung

Hintergrund

Die Qualitätsentwicklung für Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung befindet sich international in der Entwicklung. Anforderungen und Erwartungen an die dafür eingesetzten Verfahren sollten daher transparent gemacht werden, um eine wissenschaftliche Fundierung der Diskussion zu erreichen und die Perspektiven verschiedener Nutzergruppen einzubeziehen.

Methoden

Nach Literaturanalyse wurde ein Fragebogen mit 21 Brauchbarkeitskriterien erstellt, die 5 übergeordneten Brauchbarkeitsbereichen für die Qualitätssicherung zugehörten: (1) leichte, effiziente Handhabung, (2) Nutzungsmöglichkeiten und Aufgabenspektrum, (3) sachliche Vollständigkeit und Reichweite, (4) Akzeptanz und Motivierung der Anwender, (5) wissenschaftliche Güte. Wichtigkeit und Vereinbarkeit dieser Brauchbarkeitskriterien und -bereiche beurteilten 228 nach beruflicher Position, Veröffentlichungen und anderen Kriterien ausgewählte deutsche Experten, die beruflich und fachlich mit der Qualitätsentwicklung von Prävention und Gesundheitsförderung vertraut waren. Die Befragten wurden aus den für Prävention und Gesundheitsförderung wichtigen Einrichtungen ausgewählt, zudem waren verschiedene berufliche Aufgaben und Positionen sowie Disziplinen einbezogen, um eine Variation der Erfahrungsperspektiven in der Stichprobe sicherzustellen.

Ergebnisse

Die Experten hielten fast alle Brauchbarkeitskriterien und -bereiche für wichtig bis sehr wichtig. Auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 5 (unwichtig) lagen 5 Items <1,5 (19%), 13 weitere <2,0 (50%) und weitere 7 <2,5 (27%); 18 von 26 (69%) wurden somit als wichtig bis sehr wichtig beurteilt, 7 weitere (27%) als fast ebenso wichtig. Die Befragten machten nur 6 Vorschläge für zusätzliche Kriterien. 94,3% der Experten berichteten Kollisionen der Brauchbarkeitsbereiche, v. a. zwischen leichter Handhabung und wissenschaftlicher Güte einerseits (75,8% der Befragten), leichter Handhabung und sachlicher Vollständigkeit andererseits (73,6%). Nur 5,7% der Befragten hielten alle Bereiche für gut vereinbar. Befragte unterschiedlicher Berufsfelder, Disziplinen und Arbeitsaufgaben wiesen fast identische Beurteilungsmuster auf; signifikant unterschieden sich nur zwei Gruppen hinsichtlich eines einzigen Kriteriums, mit kleiner Effektstärke.

Schlussfolgerung

Der Fragebogen bietet eine Möglichkeit zur empirischen Klärung von Erwartungen an Verfahren der Qualitätsentwicklung. Er kann als Screeninginstrument oder Checkliste zur Erhebung von Nutzer-, Stakeholder- und Expertenpräferenzen dienen, z. B. in Delphi-Prozessen und bei der Entwicklung von Qualitätssicherungsverfahren.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat BÄK, KBV, AWMF et al (2007) Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (Hrsg) Curriculum Ärztliches Qualitätsmanagement, 4. überarb. Aufl. http://www.baek.de/downloads/CurrAerztlQM3.pdf (01.11.2007) BÄK, KBV, AWMF et al (2007) Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (Hrsg) Curriculum Ärztliches Qualitätsmanagement, 4. überarb. Aufl. http://​www.​baek.​de/​downloads/​CurrAerztlQM3.​pdf (01.11.2007)
2.
Zurück zum Zitat Baltes-Götz B (2002) Analyse von Strukturgleichungsmodellen mit Amos 4.0. Universität Trier, Trier Baltes-Götz B (2002) Analyse von Strukturgleichungsmodellen mit Amos 4.0. Universität Trier, Trier
3.
Zurück zum Zitat Bosch M, van der Weijden T, Wensing M, Grol R (2007) Tailoring quality improvement interventions to identified barriers: a multiple case analysis. J Eval Clin Pract 13: 161–168CrossRefPubMed Bosch M, van der Weijden T, Wensing M, Grol R (2007) Tailoring quality improvement interventions to identified barriers: a multiple case analysis. J Eval Clin Pract 13: 161–168CrossRefPubMed
4.
Zurück zum Zitat GEP, NIGZ, VIG (2005) European Quality Instrument for Health Promotion (EQUIHP). http://ws5.e-vision.nl/systeem3/images/Annexe%2010%20EQUIHP.pdf (10.05.2008) GEP, NIGZ, VIG (2005) European Quality Instrument for Health Promotion (EQUIHP). http://​ws5.​e-vision.​nl/​systeem3/​images/​Annexe%2010%20EQUIHP.pdf (10.05.2008)
5.
Zurück zum Zitat Gesundheitsförderung_Schweiz (2004) quint-essenz. http://www.quint-essenz.ch/de (10.10.2004) Gesundheitsförderung_Schweiz (2004) quint-essenz. http://​www.​quint-essenz.​ch/​de (10.10.2004)
6.
Zurück zum Zitat Glaser BG, Strauss AL (1998) Grounded theory: Strategien qualitativer Forschung. Huber, Bern Glaser BG, Strauss AL (1998) Grounded theory: Strategien qualitativer Forschung. Huber, Bern
7.
Zurück zum Zitat Glattacker M, Jäckel WH (2007) Evaluation der Qualitätssicherung – aktuelle Datenlage und Konsequenzen für die Forschung. Gesundheitswesen 69: 277–283CrossRefPubMed Glattacker M, Jäckel WH (2007) Evaluation der Qualitätssicherung – aktuelle Datenlage und Konsequenzen für die Forschung. Gesundheitswesen 69: 277–283CrossRefPubMed
8.
Zurück zum Zitat Häder M (2002) Delphi-Befragungen. Ein Arbeitsbuch. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden Häder M (2002) Delphi-Befragungen. Ein Arbeitsbuch. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden
9.
Zurück zum Zitat Helou A, Schwartz FW, Ollenschläger G (2002) Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung in Deutschland. Übersicht auf der Grundlage des Gutachtens „Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit“ des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im. Gesundheitswesen 2000/2001. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 45: 205–214CrossRef Helou A, Schwartz FW, Ollenschläger G (2002) Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung in Deutschland. Übersicht auf der Grundlage des Gutachtens „Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit“ des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im. Gesundheitswesen 2000/2001. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 45: 205–214CrossRef
10.
Zurück zum Zitat Kahan B, Goodstadt M (2005) IDM Manual for using the Interactive Domain Model approach to best practices in health promotion. Centre for Health Promotion, University of Toronto, Toronto Kahan B, Goodstadt M (2005) IDM Manual for using the Interactive Domain Model approach to best practices in health promotion. Centre for Health Promotion, University of Toronto, Toronto
11.
Zurück zum Zitat Kleining G (1995) Von der Hermeneutik zur qualitativen Heuristik. Lehrbuch entdeckende Sozialforschung, Bd. 1. Beltz, Weinheim Kleining G (1995) Von der Hermeneutik zur qualitativen Heuristik. Lehrbuch entdeckende Sozialforschung, Bd. 1. Beltz, Weinheim
12.
Zurück zum Zitat Kliche T, Töppich J, Kawski S et al (2007) Professional expectations about quality assurance: a review-based taxonomy of usability criteria in prevention, health promotion and education. Eur J Public Health 15: 11–19CrossRef Kliche T, Töppich J, Kawski S et al (2007) Professional expectations about quality assurance: a review-based taxonomy of usability criteria in prevention, health promotion and education. Eur J Public Health 15: 11–19CrossRef
13.
Zurück zum Zitat Kliche T, Töppich J, Kawski S et al (2004) Die Beurteilung der Struktur-, Konzept- und Prozessqualität von Prävention und Gesundheitsförderung: Anforderungen und Lösungen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 47: 125–132CrossRef Kliche T, Töppich J, Kawski S et al (2004) Die Beurteilung der Struktur-, Konzept- und Prozessqualität von Prävention und Gesundheitsförderung: Anforderungen und Lösungen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 47: 125–132CrossRef
14.
Zurück zum Zitat Kline RB (1998) Principles and Practice of Structural Equation Modeling. Guilford Press, New York Kline RB (1998) Principles and Practice of Structural Equation Modeling. Guilford Press, New York
15.
Zurück zum Zitat Loss J, Eichhorn C, Reisig V et al (2007) Qualitätsmanagement in der Gesundheitsförderung. Prävention und Gesundheitsförderung 2: 199–206CrossRef Loss J, Eichhorn C, Reisig V et al (2007) Qualitätsmanagement in der Gesundheitsförderung. Prävention und Gesundheitsförderung 2: 199–206CrossRef
16.
Zurück zum Zitat Molleman GRM (2005) Preffi 2.0: Health Promotion Effect Management Instrument. Development, validity, reliability and usability. Netherlands Institute for Health Promotion and Disease Prevention (NIGZ), Woerden, NL Molleman GRM (2005) Preffi 2.0: Health Promotion Effect Management Instrument. Development, validity, reliability and usability. Netherlands Institute for Health Promotion and Disease Prevention (NIGZ), Woerden, NL
17.
Zurück zum Zitat Molleman GRM, Peters LWH, Hosman CMH, Kok GJ (2005) Implementation of a quality assurance instrument (Preffi 1.0) to improve the effectiveness of health promotion in The Netherlands. Health Educ Res 20: 410–422CrossRefPubMed Molleman GRM, Peters LWH, Hosman CMH, Kok GJ (2005) Implementation of a quality assurance instrument (Preffi 1.0) to improve the effectiveness of health promotion in The Netherlands. Health Educ Res 20: 410–422CrossRefPubMed
18.
Zurück zum Zitat Schwabe U, Bernhardt I, Häberer H et al (2004) Audit Gesunde Schule. Ein Leitfaden. Version 3 vom 30.06.2004. Herausgegeben von der Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V. Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V., Magdeburg Schwabe U, Bernhardt I, Häberer H et al (2004) Audit Gesunde Schule. Ein Leitfaden. Version 3 vom 30.06.2004. Herausgegeben von der Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V. Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V., Magdeburg
19.
Zurück zum Zitat Wirtz M (2003) Analyse von Strukturgleichungsmodellen mit AMOS 4.0. Methodenzentrum, Bad Säckingen Wirtz M (2003) Analyse von Strukturgleichungsmodellen mit AMOS 4.0. Methodenzentrum, Bad Säckingen
Metadaten
Titel
Anforderungen an Qualitätssicherungsverfahren für Prävention und Gesundheitsförderung
Eine Expertenbefragung
verfasst von
Dipl.-Pol. Dipl.-Psych. T. Kliche
A. Elsholz
C. Escher
K. Weitkamp
J. Töppich
U. Koch
Publikationsdatum
01.11.2009
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Prävention und Gesundheitsförderung / Ausgabe 4/2009
Print ISSN: 1861-6755
Elektronische ISSN: 1861-6763
DOI
https://doi.org/10.1007/s11553-009-0172-2

Weitere Artikel der Ausgabe 4/2009

Prävention und Gesundheitsförderung 4/2009 Zur Ausgabe

Konzepte der Gesundheitsförderung

Was bewegt die Nicht-Beweger?

Leitlinien kompakt für die Allgemeinmedizin

Mit medbee Pocketcards sicher entscheiden.

Seit 2022 gehört die medbee GmbH zum Springer Medizin Verlag

Facharzt-Training Allgemeinmedizin

Die ideale Vorbereitung zur anstehenden Prüfung mit den ersten 49 von 100 klinischen Fallbeispielen verschiedener Themenfelder

Mehr erfahren

Wie der Klimawandel gefährliche Pilzinfektionen begünstigt

24.05.2024 Candida-Mykosen Nachrichten

Dass sich invasive Pilzinfektionen in letzter Zeit weltweit häufen, liegt wahrscheinlich auch am Klimawandel. Ausbrüche mit dem Hefepilz Candida auris stellen eine zunehmende Gefahr für Immungeschwächte dar – auch in Deutschland.

Das sind die führenden Symptome junger Darmkrebspatienten

Darmkrebserkrankungen in jüngeren Jahren sind ein zunehmendes Problem, das häufig längere Zeit übersehen wird, gerade weil die Patienten noch nicht alt sind. Welche Anzeichen Ärzte stutzig machen sollten, hat eine Metaanalyse herausgearbeitet.

Chronische Verstopfung: „Versuchen Sie es mit grünen Kiwis!“

22.05.2024 Obstipation Nachrichten

Bei chronischer Verstopfung wirken Kiwis offenbar besser als Flohsamenschalen. Das zeigen die Daten aus einer randomisierten Studie, die der Gastroenterologe Oliver Pech beim Praxis-Update vorstellte.

So häufig greift rheumatoide Arthritis auf Organe über

21.05.2024 Rheumatoide Arthritis Nachrichten

Im Verlauf von rheumatoider Arthritis entwickeln viele Patienten extraartikuläre Manifestationen. Schwedische Forscher haben sich mit der Inzidenz und den Risikofaktoren befasst.

Update Allgemeinmedizin

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.