Erschienen in:
01.11.2008 | Originalarbeit
Jugendliche Sexualstraftäter: Spezialfälle der Prognoseerstellung?
Ein Vergleich jugendlicher, heranwachsender und erwachsener Sexualstraftäter bezüglich Tatcharakteristika, Rückfallhäufigkeit und Prognose
verfasst von:
Klaus-Peter Dahle, Christine Janka, Franziska Gallasch, Robert Lehmann
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 4/2008
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Zusammenfassung
Anhand einer Stichprobe von 273 jugendlichen, 178 heranwachsenden und 273 erwachsenen sexuellen Gewalt- und Missbrauchstätern wurde untersucht, inwiefern diese sich hinsichtlich ihrer Tatcharakteristika, Rückfallhäufigkeiten und Rückfallvorhersagbarkeit mittels static-99 unterscheiden. Ein Vergleich der Häufigkeiten der Tatmerkmale ergab, dass sich jugendliche und heranwachsende Täter hinsichtlich der allgemeinen Tatbegehung von erwachsenen Tätern abgrenzen ließen. Bezüglich des sexuellen Verhaltens hingegen schienen die Heranwachsenden gravierendere Handlungen zu vollziehen als die anderen Altersgruppen. Die Rückfalluntersuchungen ergaben, dass Jugendliche seltener erneut einschlägig in Erscheinung traten, jedoch häufiger mit nicht sexuellen Gewaltdelikten auffällig wurden als Erwachsene. Die Vorhersage einschlägiger Rückfälligkeit anhand des static-99 gelang bei jugendlichen Sexualstraftätern nur bedingt, da die einzelnen Prädiktoren größtenteils keinen prognostischen Wert besaßen. Die größte Einschränkung für die praktische Anwendbarkeit des static-99 für Jugendliche ist die mangelnde Identifizierbarkeit einer Hochrisikogruppe. Zukünftig müssen ergänzende Prädiktoren gefunden werden, die bereits im Jugendalter sexuell deviante Karrieretäter von Einmaltätern unterscheiden können.