Erschienen in:
01.12.2015 | Kasuistiken
Pneumoperikard durch Thoraxkompression
Übersehene Reanimationsverletzung
verfasst von:
Dr. M. Flentje, DESA, Dr. M. Krüger, Dr. H. Ruschulte
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 12/2015
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Zusammenfassung
Bei einem 75-jährigen Patienten trat am 15. postoperativen Tag nach Operation eines nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms im Rahmen eines Intensivstationaufenthalts eine Bradykardie mit nachfolgender Asystolie auf. Mit dem Wiedereinsetzen der Kreislauffunktion nach ca. 4-minütigen Reanimationsmaßnahmen war der Patient tachykard und katecholaminpflichtig. Zum Ausschluss einer Hypovolämie und der Frage der Kontraktilität wurde eine transthorakale Echokardiographie (TTE) ohne verwertbares Ergebnis durchgeführt; ferner war sonographisch kein Pneumothorax nachweisbar. Nachdem die TTE keine verwertbaren Bilder gezeigt hatte, wurde der kardiologische Hausdienst konsiliarisch hinzugezogen. Auch bei der 2. Untersuchung entstanden keine verwertbaren Bilder. Dieses Ergebnis wurde von beiden beteiligten Ärzten mit der geringen eigenen TTE-Expertise begründet. Eine Thoraxröntgenaufnahme zeigte u. a. eine Transparenzerhöhung im Herzschatten, die nicht als pathologisch erkannt wurde, und keine weiteren mit der Reanimation erklärlichen Auffälligkeiten. Am Folgetag zeigte eine CT-Thorax-Untersuchung ein ausgedehntes Pneumoperikard des gesamten Herzbeutels mit einer Saumbreite von 3 cm. Aufgrund der klinischen Besserung des Patienten entschieden sich alle Beteiligten für ein konservatives Vorgehen. Die Saumbreite war 24 h später auf 2 cm gesunken und 9 Tage später nicht mehr nachweisbar. Der Patient wurde nach einem Gesamtaufenthalt von 24 Tagen auf der Intensivstation in eine Weaning-Klinik verlegt. Die schlechte TTE-Beurteilbarkeit der Herzfunktion war auf das Pneumoperikard als seltener Reanimationsverletzung zurückzuführen. Im Sinne des Zwischenfallmanagements lag hierbei ein Fixierungsfehler vor, da ausschließlich nach einem Pneumothorax gesucht worden war.