Erschienen in:
18.04.2016 | Affektive Störungen | Leitthema
Psychotherapeutische Versorgung von begleiteten und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und Asylbewerbern mit Traumafolgestörungen in Deutschland
verfasst von:
Dipl.-Psych. Franka Metzner, Cornelia Reher, Heinz Kindler, Silke Pawils
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Deutschland zählt in Europa zu den wichtigsten Aufnahmeländern für minderjährige Flüchtlinge und Asylbewerber. Die Anzahl der Kinder, die ihr Heimatland verlassen, hat in den letzten Jahren weltweit deutlich zugenommen. Aufgrund der weiter steigenden Zahl der Krisenherde ist von einer weiteren Zunahme auszugehen. Ein Literaturüberblick zeigt den Stand der Forschung zu Traumata, Traumafolgestörungen und Psychotherapie bei minderjährigen Flüchtlingen und Asylbewerbern.
Gewalterfahrungen und Traumafolgestörungen
Viele minderjährige Flüchtlinge und Asylbewerber haben in ihrem Heimatland oder während der Flucht wiederholt v. a. interpersonelle traumatische Erfahrungen gemacht und entwickeln einfache oder komplexe Traumafolgestörungen. Unbehandelt besteht bei den psychischen Erkrankungen die Gefahr der Chronifizierung.
Versorgungssituation
Die psychotherapeutische Behandlung von minderjährigen Flüchtlingen und Asylbewerbern erfolgt in Deutschland bisher v. a. in spezialisierten psychosozialen Behandlungszentren. Zur Einbindung niedergelassener Therapeuten fehlt es – neben dem Abbau organisatorischer Hürden – an evidenzbasierten Behandlungsmethoden für die dolmetschergestützte Psychotherapie von minderjährigen Flüchtlingen und Asylbewerbern, die auch deren Entwicklungsstand berücksichtigen.
Fazit
Sowohl in der Forschung als auch in der Praxis besteht in Deutschland Bedarf für eine frühzeitige und systematische Identifikation und Versorgung von minderjährigen Flüchtlingen und Asylbewerbern mit Traumafolgestörungen bzw. mit hohem Erkrankungsrisiko.