Erschienen in:
26.10.2017 | Pflege | Leitthema
Zurückgelegte Wegzeiten in der ambulanten ärztlichen Versorgung in Deutschland
verfasst von:
Dr. Laura Schang, Dr. Thomas Kopetsch, Prof. Dr. Leonie Sundmacher
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 12/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die von Patienten zur Arztpraxis zurückgelegten Wegzeiten stellen einen wichtigen Indikator des realisierten Zugangs zu einer wohnortnahen Versorgung dar. Erkenntnisse zu zurückgelegten Wegzeiten liegen für Deutschland derzeit nur aus Befragungen oder für einzelne Regionen vor.
Ziel der Arbeit
Die Arbeit untersucht erstmals bundesweit und arztgruppenspezifisch zurückgelegte Wegzeiten im ambulanten Sektor in Deutschland und beschreibt demographische, angebotsbedingte und räumliche Variationen.
Material und Methoden
Auf Basis einer Vollerhebung der vertragsärztlichen Abrechnungsdaten aus den Jahren 2009/2010 für 14 Arztgruppen (etwa 518 Mio. Abrechnungsfälle) wurden fallbezogene Wegzeiten zwischen Patientenwohnort und Praxisstandort auf Basis des Verkehrsmittels PKW ermittelt.
Ergebnisse
Vertragsärzte wurden in 90,8 % der Fälle (bei Hausärzten) bis 63,0 % der Fälle (bei Radiologen) in unter 30 min erreicht. Patienten im Alter von 18 bis unter 30 Jahre fahren arztgruppenübergreifend länger zum Arzt als andere Altersgruppen. Wegzeiten auf Kreisebene unterscheiden sich systematisch zwischen städtischen und ländlichen Planungsräumen. Bei Frauenärzten, Hautärzten und Augenärzten sinkt die Wegzeit mit steigender Arztdichte, bleibt ab einem Wendepunkt jedoch annähernd konstant. Zwischen Hausarztdichte und Wegzeit besteht kein Zusammenhang auf Kreisebene. Räumliche Analysen zeigen arztgruppenspezifische Muster regionaler Konzentrationen mit erhöhten Anteilen an Fällen mit sehr langen Wegzeiten.
Diskussion
Zurückgelegte Wegzeiten stellen ein komplexes Aggregat nachfrage- und angebotsseitiger Einflussfaktoren dar. Zukünftige Studien sollten Interaktionen zwischen den Einflussfaktoren vertieft analysieren, um zu überprüfen, inwieweit zurückgelegte Wegzeiten Ausdruck regionaler Unterschiede in den Versorgungsgraden oder Ausdruck von Patientenpräferenzen sind.