Erschienen in:
30.11.2017 | Affektive Störungen | Originalien und Übersichten
Wie häufig werden Patienten mit depressiven Störungen in der hausärztlichen Praxis erkannt?
Eine epidemiologische Querschnittsstudie
verfasst von:
Prof. Dr. Katja Beesdo-Baum, PD Dr. Susanne Knappe, Dr. Franziska Einsle, Lisa Knothe, Gesine Wieder, John Venz, PD Dr. med. Christine Rummel-Kluge, Ines Heinz, Nicole Koburger, PD Dr. med. Meryam Schouler-Ocak, Theresia Wilbertz, Dr. med. Hans-Peter Unger, Dr. med. Ulrich Walter, Dr. med. Joachim Hein, Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl, Prof. Dr. Roselind Lieb, Prof. Dr. med. Andrea Pfennig, Prof. Dr. med. Jochen Schmitt, Prof. Dr. Jürgen Hoyer, Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen, Prof. Dr. med. Antje Bergmann
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 1/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Hausärzte sind als Primärversorger für Patienten mit depressiven Störungen entscheidende Weichensteller für eine leitliniengerechte Intervention.
Ziel der Arbeit
Auf Grundlage eines Depressions-Screening-Fragebogens wird untersucht, wie häufig bei Hausarztpatienten eine Depression erkannt und diagnostiziert wird und welche Faktoren mit der Diagnose assoziiert sind.
Methoden
In einer epidemiologischen Querschnittstudie wurden an einem Stichtag in sechs Regionen Deutschlands 3563 unselektierte Patienten mittels Fragebogen zu psychischen und körperlichen Beschwerden untersucht und von ihrem Hausarzt (N = 253) diagnostisch beurteilt. Die aus dem Depressions-Screening-Fragebogen (Depression-Screening-Questionnaire [DSQ]) ableitbare approximative ICD-10-Depressionsdiagnose wurde mit der Arztdiagnose abgeglichen (N = 3211). Bei Nichtübereinstimmung wurden stichprobenartig standardisierte klinisch-diagnostische Interviews durchgeführt.
Ergebnisse
Die ICD-10-Depressions-Stichtagsprävalenz betrug 14,3 % nach DSQ und 10,7 % nach Arztdiagnose. Bei der Hälfte der DSQ-Fälle wurde eine Depression ärztlich diagnostiziert; bei insgesamt zwei Dritteln irgendeine psychische Störung erkannt. Ein größerer DSQ-Schweregrad und das persistierende Vorliegen von Depressionshauptsymptomen waren mit übereinstimmender Diagnosezuweisung verbunden. Die diagnostischen Interviews bestätigten bei nach Arzturteil „falsch-negativen“ Fällen mehrheitlich die DSQ-Studiendiagnose. Bei bis zu 70 % der „falsch-positiv“ diagnostizierten Patienten bestanden anamnestisch Hinweise auf eine depressive Störung.
Diskussion
Vor dem Hintergrund einer hohen Prävalenz der Depression bei Hausarztpatienten besteht weiter die Notwendigkeit, die Erkennung und Diagnose von Betroffenen zu verbessern, um eine leitlinienorientierte Behandlung zu gewährleisten.