Erschienen in:
14.11.2017 | Originalien und Übersichten
Intergenerationale Mobilität und gesundheitliche Ungleichheiten in Ost- und Westdeutschland
Eine Trendanalyse von 1992 bis 2012
verfasst von:
Sebastian Günther, Dipl. Soz., Irene Moor, Anja Knöchelmann, Matthias Richter
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 1/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Soziale Mobilitätsprozesse, d. h. die Bewegung einer Person aus einer sozialen Position in eine andere, stellen einen zentralen Mechanismus zur Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten dar. Sozial bedingte Unterschiede im Gesundheitszustand oder im Gesundheitsverhalten können sich mit dem Wechsel der eigenen Position ebenfalls ändern. Der Beitrag untersucht, welche Bedeutung intergenerationale Mobilität, also ein Auf- bzw. Abstieg gegenüber der elterlichen Position, in Ost- und Westdeutschland für die subjektive Gesundheit hat und ob sich dieser Zusammenhang innerhalb von 20 Jahren verändert hat.
Material und Methoden
Datenbasis ist das Sozio-oekonomische Panel der Jahre 1992–2012. Berücksichtigt wurden Erwerbstätige zwischen 25 und 59 Jahren. Anhand des Vergleichs ihrer aktuellen Stellungen mit denen ihrer Eltern wurden Mobilitätspfade bestimmt. Für diese wurden Prävalenzen und logistische Regressionen der subjektiven Gesundheit berechnet.
Ergebnisse
Jene in niedrigen beruflichen Stellungen bewerteten ihre Gesundheit zu allen Zeitperioden häufiger schlechter. Aufwärtsmobile Personen hatten im Vergleich zu jenen, die in ihrer Herkunftsstellung verblieben, ein geringeres Risiko einer schlechteren Gesundheit (OR 0,72). Personen, die abstiegen, schätzten ihre Gesundheit schlechter ein (OR 1,55 bzw. OR 1,86). Signifikante Unterschiede nach Geschlecht oder Herkunftsregion konnten nicht festgestellt werden. Bildung und Einkommen tragen zur Erklärung des Zusammenhangs bei.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse deuten an, dass sich ein sozialer Aufstieg positiv auf die Gesundheit auswirkt, ein sozialer Abstieg dagegen eher negativ – unabhängig von Geschlecht, Herkunftsregion oder Zeitverlauf. Es ist daher wichtig, die Mobilitätschancen aller gesellschaftlichen Gruppen zu erhöhen und damit soziale Ungleichheiten zu reduzieren.