Erschienen in:
09.01.2019 | Pflege | Leitthema
Aufsuchende Behandlungsformen für psychisch kranke Kinder und Jugendliche
Alternativen zur stationären Aufnahme
verfasst von:
PD Dr.med. Isabel Böge, Renate Schepker, Jörg M. Fegert
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Psychische Störungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, die Persistenzrate im Erwachsenenalter ist hoch, eine frühe Behandlung deswegen essenziell. Dennoch erreichen die bisherigen Behandlungsangebote in Deutschland nur ca. 50 % der behandlungsbedürftigen Kinder und Jugendlichen.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, darzustellen, aus welchen Gründen bisherige Versorgungsdefizite entstanden sind und mit welchen neuen innovativen Behandlungsansätzen diesen ggf. begegnet werden kann. Dazu erfolgte eine selektive Literaturrecherche in PubMed und Cochrane-Datenbanken. Ebenfalls flossen eigene Erfahrungen der Autoren in diese Arbeit mit ein.
Es wird dargestellt, dass aufsuchende Behandlungsangebote im Ausland schon lange mit guter Evidenz angewandt werden. In Deutschland waren diese aufgrund der klaren Sektorengrenzen zwischen dem ambulanten und stationären Sektor bisher nicht möglich. Erst seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung für psychiatrische und psychosomatische Leistungen (PsychVVG) am 01.01.2017 sind nun auch sektorenübergreifende aufsuchende Behandlungsformen möglich und etablieren sich langsam in Deutschland – sowohl in der Regelversorgung, z. B. als stationsäquivalente Behandlung (StäB), einer intensiven Form des Home Treatment, oder aber in Projektform, wie im Continuum of Care School (CCSchool), einem Projekt, welches eine standardisierte schulbasierte Diagnostik mit dem Angebot einer Behandlung in der Schule verbindet.
Durch die Möglichkeit des sehr viel engeren Einbezugs des Lebensumfelds der Kinder und Jugendlichen (Familie, Schule) stellen solche aufsuchende Behandlungsformen eine gute und regelhaft zu erwägende Alternative zur stationären Behandlung dar.