Erschienen in:
01.07.2010 | Leitthema
Minimal-invasives follikuläres Schilddrüsenkarzinom
Eine Thyreoidektomie ist nicht obligat
verfasst von:
Univ. Prof. Dr. M. Hermann, K. Tonninger, F. Kober, E.-M. Furtlehner, A. Schultheis, N. Neuhold
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 7/2010
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Das leitliniengerechte Therapiekonzept des follikulären Schilddrüsenkarzinoms (FTC) bestand bisher in einer totalen Thyreoidektomie mit Lymphknotendissektion und Radiojodtherapie. In Anbetracht des geringen Malignitätspotenzials scheint beim minimal-invasiven follikulären Schilddrüsenkarzinom (MIFTC) ein eingeschränkt radikales Operationsverfahren adäquat. Das MIFTC ist allerdings in der Literatur eine inhomogene Gruppe und unterschiedlich definiert. Daher hat Rosai im Jahr 2005 eine klinisch prognoseorientierte Klassifikation vorgeschlagen, die auf dem Ausmaß von Kapsel- und Gefäßinvasion beruht: das MIFTC mit ausschließlicher Kapselinvasion und mit limitierter Gefäßinvasion (≤3), das gekapselte FTC mit ausgedehnter Gefäßinvasion (>3) und das weit invasive FTC mit grob invasivem Wachstum.
Voraussetzung für die Diagnose MIFTC ist die Aufarbeitung des gesamten gekapselten follikulären Knotens oder von mindestens 10 Tumorblöcken der Tumorkapsel; der Pathologie kommt somit eine wesentliche therapierelevante Rolle zu. Aufgrund der exzellenten Prognose stellt die Hemithyreoidektomie für das MIFTC mit ausschließlicher Kapselinvasion ein adäquates Operationsverfahren dar, bei limitierter Gefäßinvasion ist es ebenso in Erwägung zu ziehen, unterliegt jedoch noch einer klinischen Prüfung. Es besteht keine Indikation zur Durchführung einer systematischen Lymphadenektomie.