Erschienen in:
01.01.2011 | Leitthema
Diagnostik und Definition der Nahtinsuffizienz aus chirurgischer Sicht
verfasst von:
T. Welsch, M. von Frankenberg, J. Schmidt, M.W. Büchler
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 1/2011
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Zusammenfassung
Die Nahtinsuffizienzraten der verschiedenen Anastomosen im Gastrointestinaltrakt variieren beträchtlich. Trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten und allgemeine Konzepte zur Diagnostik und zum Management. Frühzeitige Diagnostik und rechtzeitige, konsequente Therapie müssen unser Handeln bestimmen, um unnötigen Schaden von unseren Patienten abzuwenden. Die Diagnostik von Nahtinsuffizienzen in der Viszeralchirurgie orientiert sich am Zeitverlauf und an der klinischen Symptomatik des Patienten und sollte bei Verdacht rasch eingeleitet werden. Einen hohen Stellenwert haben heute abhängig von der Lokalisation der Insuffizienz die Computertomographie mit oraler oder rektaler Kontrastmittelgabe und die Endoskopie. Beide Verfahren gewähren die Möglichkeit einer unmittelbaren Therapie.
Erst durch die Implementierung einheitlicher Definitionen von Nahtinsuffizienzen und anderen Komplikationen lassen sich chirurgische Therapien vergleichen und nachhaltig weiterentwickeln. In den letzten Jahren wurden Konsensusdefinitionen für postoperative Komplikationen, insbesondere der Nahtinsuffizienzen von Gallengangs-, Pankreas- und kolorektalen Anastomosen erarbeitet. Die Definitionen basieren auf einer im Vergleich zur Serumkonzentration 3fach erhöhten Bilirubin- (Galleleckage) oder Amylasekonzentration (Pankreasfistel) in der Drainageflüssigkeit, bzw. auf einem anastomosennahen Darmwanddefekt mit Kommunikation der intra- und extraluminalen Kompartimente (kolorektale Insuffizienz). Die Definitionen berücksichtigen jeweils 3 Schweregrade A–C, wobei ab Grad B eine Änderung des klinischen Managements erfolgt und Grad-C-Komplikationen in der Regel eine Reoperation erfordern. Konsensusdefinitionen für Insuffizienzen nach Ösophagogastrostomie oder -jejunostomie oder nach Dünndarmanastomosen sind derzeit nicht publiziert.
Zur Optimierung der Studienvergleichbarkeit empfehlen die Autoren die Verwendung der vorgestellten Konsensusdefinitionen im klinischen und wissenschaftlichen Alltag.