Erschienen in:
01.05.2010 | Übersichten
Die rekonstruktive Sequenz des 21. Jahrhunderts
Ein rekonstruktives Uhrwerk
verfasst von:
PD Dr. K. Knobloch, P.M. Vogt
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 5/2010
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Zusammenfassung
Mathes und Nahai schlugen 1982 die konventionelle rekonstruktive Leiter zur Deckung von Weichteildefekten beginnend mit der Primär- bzw. Sekundärnaht, gefolgt von der autologen Hauttransplantation, den regionalen Lappenplastiken, der Gewebeexpansion und schließlich den freien mikrovaskulär angeschlossenen Lappenplastiken vor. Trotz enormer Fortschritte auf jeder dieser rekonstruktiven Stufen gibt es klinische Situationen, die nicht adäquat mit diesen derzeitigen rekonstruktiven Maßnahmen adressiert werden können. Neue rekonstruktive Möglichkeiten ergeben sich durch die technologische Verbesserung in den Bereichen der Transplantationsmedizin, der Robotik und des „tissue engineering“. Die „composite tissue allotransplantation“ (CTA) von Teilen des Gesichts oder von ein- oder beidseitigen Unter- und Oberarmen ist ein vergleichsweise junges Gebiet der Transplantationsmedizin. Die ersten klinischen Ergebnisse sind im Vergleich zu den ersten Berichten der Organtransplantation seinerzeit ermutigend, wenngleich die kurz-, mittel- und langfristigen Probleme beispielsweise der Tumorinduktion durch die notwendige Immunsuppression sowie die chronische Abstoßung klar hervorgehoben müssen. Dies spielt insofern eine nicht unerhebliche Rolle, als die CTA gewöhnlich nicht lebensnotwendige Gewebekombinationen darstellen. Die Robotik ist ein weiteres neu zu erschließendes Feld, welches durch Operationssysteme wie das Da-Vinci-System für den Operateur oder das Penelope-System als Operationsassistenzroboter in der Chirurgie geprüft wird. Auch die mikrochirurgische Anastomosierung mit dem Da-Vinci-System ist beschrieben, wenngleich der zeitliche Aufwand der Bereitstellung derzeit noch erheblich ist. Die Regeneration und das Tissue Engineering können auch aus rekonstruktiver Sicht enorme Relevanz erlangen. Die stammzellbasierte Fetttransplantation kann neben Volumeneffekten bei Konturdefekten auch die Hautqualität verbessern im Sinne einer Regeneration. Eingedenk dieser Fortschritte schlagen wir vor, dass die rekonstruktive Sequenz des 21. Jahrhunderts diesen Entwicklungen Rechnung trägt. Wir sehen die CTA, die Robotik, und die Regeneration/Tissue Engineering als zukünftige integrale Zahnräder eines rekonstruktiven Uhrwerks des 21. Jahrhunderts an, in dem gerade die Kombination unterschiedlicher rekonstruktiver Maßnahmen neue Möglichkeiten der Wiederherstellungschirurgie eröffnen kann mit dem Patienten im Zentrum der Bemühungen.