Erschienen in:
05.08.2016 | Bariatrische Chirurgie | Leitthema
Prophylaktische Netze an der Bauchdecke
verfasst von:
Dr. F. E. Muysoms, U. A. Dietz
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 9/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Inzidenz der Narbenhernie ist in gewissen Risikopopulationen besonders erhöht. Für diese Patienten kann die Implantation eines prophylaktischen Netzes im Rahmen des primären Bauchdeckenverschlusses sinnvoll sein. Diese Hypothese wurde in verschiedenen prospektiven Studien untersucht.
Ziel
Deskriptive Darstellung einer Zusammenfassung der aktuell verfügbaren Evidenz zu prophylaktischen Netzen.
Material und Methoden
Es wurden systematische Reviews zur Anwendung prophylaktischer Netze bei unterschiedlichen Indikationen, wie z. B. mediane Laparotomie, Stomarückverlagerung und primäre Anlage eines permanenten Stomas, durchgeführt.
Ergebnisse
Qualitativ hochwertige Daten aus randomisierten Studien zeigen, das synthetisch nichtresorbierbare Netze in prophylaktischer Intention sicher und effektiv in der Prävention von Narbenhernien bei medianer Laparotomie und bei der primären Anlage eines elektiven endständigen Kolostoma sind. Prophylaktische Netze sollten bei Patienten mit erhöhtem Risiko für die Entstehung einer Narbenhernie implantiert werden. Dies sind Patienten mit offener Versorgung eines Bauchaortenaneurysma (AAA), mit Adipositaschirurgie und onkologischen kolorektalen Eingriffen. Für den Verschluss der Medianlaparotomie scheinen prophylaktische Netze in retromuskulärer sowie Onlay-Position gleichwertig effektiv und sicher zu sein. Zur Prävention der parastomalen Hernie hat sich das retromuskuläre Netz bei endständigem Kolostoma als effektiv und sicher erwiesen. Die Datenlage unterstützt nicht die Anwendung biologischer oder synthetisch resorbierbarer Netze, auch nicht bei kontaminierten Eingriffen. Es sind keine validen Daten zu prophylaktischen Netzen im Rahmen der Rückverlagerung eines Stomas verfügbar.
Schlussfolgerung
Prophylaktische Netze sollten standardmäßig bei der primären Anlage eines elektiven endständigen Kolostoma implantiert werden. Es ist davon auszugehen, dass bei Risikopatienten die Implantation eines prophylaktischen Netzes, im Rahmen des Primärverschlusses der medianen Laparotomie, zum Standard werden wird.