Erschienen in:
26.09.2016 | Gaumenmandelhyperplasie | Übersichten
Aktuelle Studienlage zur Tonsillotomie
verfasst von:
Prof. Dr. J. P. Windfuhr, Dr. med. K. Savva
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 1/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Nach der häufig durchgeführten Tonsillotomie (TT) entsteht das Risiko eines Rezidivs der Tonsillenhyperplasie sowie von Tonsillitiden im verbleibenden Tonsillengewebe, weswegen im Verlauf eine sekundäre Tonsillektomie (TE) erforderlich werden könnte.
Ziel der Arbeit
Es sollten umfassende Studiendaten zusammengetragen werden, um Fragen zu Indikationen/Kontraindikationen, Instrumentarium, Risiken, Komplikationen und weiterem Forschungsbedarf zu klären.
Material und Methoden
In der Literaturdatenbank PubMed wurde mit relevanten Suchbegriffen nach englisch-/deutschsprachigen Publikationen gesucht, die zwischen 1960 und 2016 publiziert wurden.
Ergebnisse
Unter Berücksichtigung definierter Ausschlusskriterien verblieben insgesamt 104 Artikel. Es ließen sich 13.270 Patientendaten nach TT mit 11.485 Patientendaten nach TE unter Anwendung verschiedener Interventionstechniken vergleichen. Die Patienten waren zwischen 6 Monate und 78 Jahre alt. Am häufigsten waren in den 90 Kollektiven die Eingriffe wegen einer Tonsillenhyperplasie mit (20) und ohne (60) anamnestischen Tonsillitiden indiziert worden, in 7 Studien diente die TT der Therapie von Tonsillitiden, in 3 Artikeln fehlte die Indikationsbezeichnung. Revisionspflichtige Blutungen nach TT ereigneten sich durchschnittlich in 0,2 % der Fälle.
Schlussfolgerungen
Die symptomatische Tonsillenhyperplasie ist die dominierende Indikation zur TT. Altersgrenzen für die Verfahren und Beschränkungen auf bestimmte Operationstechniken lassen sich nicht begründen. In Bezug auf Operationszeit, intraoperativem Blutverlust und Outcome erscheint die TT der TE überlegen. Die TT zeigte zudem eine hohe Erfolgsrate. Forschungsbedarf ergibt sich für die Beurteilung des langfristigen Erfolgs bei schlafbezogenen Atmungsstörungen sowie bei rezidivierenden akuten Tonsillitiden.