Erschienen in:
14.10.2020 | Laryngektomie | Originalien
Subjektive Bedeutung des Riechverlusts nach Laryngektomie
Fragen wir unsere Patienten
verfasst von:
P. Steinau, S. Walter, J. Hübner, Prof. Dr. med. J. Büntzel
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 11/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Eine Laryngektomie ist in der Regel mit einer Verminderung des Riechens für die Patienten verbunden. Wie erleben bzw. empfinden betroffene Patienten diese Umstellung?
Material und Methoden
In Kooperation mit dem Bundesverband der Kehlkopfoperierten entwickelten wir gemeinsam mit Betroffenen einen neuen Fragebogen, der im Frühjahr 2018 über die Landesverbände entsprechend der Bevölkerung erstmals verteilt wurde (n = 293). Der Fragebogen erfragte Patientencharakteristika, einen Komplex zum Alltag ohne Kehlkopf sowie die speziellen Themen Riechen und Schmecken, jedoch ohne explizite Differenzierung zwischen ortho- und retronasalem Riechen. Die Erfassung der einzelnen Items erfolgte patientenadaptiert mittels symbolischer Ratingskalen, Multiple-Choice-Antworten und der Möglichkeit zu Freitext.
Ergebnisse
Die Rücklaufquote betrug 198/293 (67,6 %). Die Interviewpartner hatten ein medianes Alter von 69 Jahren (48–88). Ihre allgemeine Lebenssituation beurteilen 99/198 (50 %) als „gut“ bis „sehr gut“. Die Haupteinschränkung liegt für die Patienten im Verlust der Stimme (137/198; 69,1 %) und des Riechens (113/198; 59,1 %). Die Umgewöhnung an das Leben ohne Kehlkopf ist für 161/198 (81,3 %) nach maximal 3 Jahren abgeschlossen. Prinzipiell glauben 127/198 (64,1 %) der Betroffenen zu riechen bzw. 176/198 (88,9 %) zu schmecken, jedoch bewerten nur 29/198 (14,6 %) ihr Riechen und 109/198 (55,1 %) ihr Schmecken als „gut“ oder „sehr gut“. Als Riecherlebnisse werden am häufigsten Parfüm (141), Rauch (126) und Fäkalien (99) beschrieben. In einer univariaten Analyse ergeben sich signifikante (p < 0,05) Zusammenhänge zwischen einer Umgewöhnungszeit <1 Jahr und der aktuellen Wahrnehmung von Riechen und Schmecken.
Schlussfolgerung
Der subjektive Verlust von Riechen und Schmecken ist für die Patienten in Deutschland ein präsentes Problem, das möglichst zeitig thematisiert und in frühen Rehabilitationsmaßnahmen beachtet werden muss.