Erschienen in:
01.10.2012 | Arzneimitteltherapie
Medikation im Alter
Kognitionseinschränkende Pharmaka
verfasst von:
Prof. Dr. M. Wehling
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 10/2012
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Zusammenfassung
Kognitive Einschränkungen sind angesichts der Demenzepidemie ein großes Problem der alternden Gesellschaft. Modifizierbare Ursachen sind bei fehlender Kausaltherapie der Demenz von besonderem Interesse. Der vielleicht wichtigste reversible Grund für die kognitiven Defizite und das Delir, das immerhin bei 12–50% der älteren stationären Patienten beobachtet wird, sind Arzneimittel. Ein Drittel der Delirien geht auf Arzneimittel zurück. Zudem ist die Polypharmazie, die aufgrund der zunehmenden Multimorbidität im Alter häufiger vorliegt, ein gravierender Risikofaktor. Die Hypothese der anticholinergen zentralnervösen Verursachung ist nicht ausreichend, um dieses Phänomen zu beschreiben. Besonders häufig sind psychotrope Arzneimittel, v. a. Benzodiazepine, Opiate, trizyklische Antidepressiva und typische Neuroleptika, involviert, aber auch „periphere“ Arzneimittel wie Oxybutynin oder Fluorchinolone spielen eine Rolle. Grundsätzlich ist eine rationale Arzneimitteltherapie der wichtigste Schlüssel zur Prävention. Die meisten delirogenen Substanzen werden auf Negativlisten wie der Beers-Liste geführt und lassen sich durch positiv bewertete Substanzen ersetzen, so etwa gemäß der FORTA-Klassifikation. Neben der Behandlung anderer Ursachen, z. B. von Dehydratation, Infekten und Fieber, ist es wichtig, den Einsatz von Psychopharmaka als Hauptursache kognitiver Einschränkungen zu vermeiden oder zu optimieren.