Skip to main content
Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde 4/2023

10.02.2021 | Neonatologie | Originalien

Einfluss des Mutter-Kind-Passes auf die Säuglingssterblichkeit

verfasst von: Dr. Jessica Herdt

Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde | Ausgabe 4/2023

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Zusammenfassung

Hintergrund

1974 wurde der Mutter-Kind-Pass eingeführt, dessen primäres Ziel die Senkung der Säuglingssterblichkeit war. Ziel dieser Arbeit ist es zu eruieren, ob die Säuglingssterblichkeit tatsächlich durch den Mutter-Kind-Pass zurückgegangen ist, oder welche Faktoren positiv dazu beigetragen haben.

Methode

Es handelt sich um eine systemische Literaturarbeit. Öffentlich vorhandene Daten wurden mittels deskriptiver und induktiver Statistik, unter Verwendung von Kolmogorov-Smirnov-Test, t‑Test, Varianzanalyse, Post-hoc-Test und Effektstärke, analysiert.

Ergebnisse

Die durchschnittliche Senkung der Säuglingssterblichkeit vor der Einführung des Mutter-Kind-Passes betrug −4,4 % und danach −4,5 %. Der t‑Test ergab für die Senkung keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen dem Zeitraum vor und nach Einführung des Mutter-Kind-Passes (peinseitig = 0,414; t‑Statistik = 0,22; kritischer t‑Werteinseitig = 1,67).
In der Varianzanalyse zeigte sich ein statistisch hoch signifikanter (p = 1,06952 ∙ 10−34; Prüfgröße F = 7,12; kritischer F‑Wert = 1,41) Unterschied der Senkung der Säuglingssterblichkeit zwischen den europäischen Ländern, mit einem mittleren Effekt (Effektstärke ƒ = 0,38). Jedoch besteht laut Post-hoc-Test kein Bezug zu Österreich.
Zudem war die zweite Hälfte des 20. Jh. durch revolutionäre medizinische Entwicklungen geprägt: u. a. Reindarstellung des Penizillins, Aufbau der Neonatologie, Ultraschall und Kardiotokographie.

Diskussion

Aufgrund des großen medizinischen Fortschritts in der Zeit der Etablierung des Mutter-Kind-Passes und der statistisch nicht-signifikanten Änderung der Senkung der Säuglingssterblichkeit ist die neue Erkenntnis dieser Studie, dass der Mutter-Kind-Pass nicht (allein) verantwortlich für die Senkung der Säuglingssterblichkeit ist.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Baumgarten K (2003) Rückblick auf die Anfänge der Perinatologie in Wien. In: Festschrift: 30 Jahre Österreichische Gesellschaft für Prä- und Perinatale Medizin, S 6–8 Baumgarten K (2003) Rückblick auf die Anfänge der Perinatologie in Wien. In: Festschrift: 30 Jahre Österreichische Gesellschaft für Prä- und Perinatale Medizin, S 6–8
2.
Zurück zum Zitat Beck A, Stöger H (1976) Die Müttersterblichkeit in Österreich aus klinischer Sicht. Wien Klin Wochenschr 88(10):309–315PubMed Beck A, Stöger H (1976) Die Müttersterblichkeit in Österreich aus klinischer Sicht. Wien Klin Wochenschr 88(10):309–315PubMed
3.
Zurück zum Zitat Bucher HU (2018) Geschichte der Neonatologie: Eine Erfolgsgeschichte mit vielen Irrwegen. Paediatrica 29:7–9 Bucher HU (2018) Geschichte der Neonatologie: Eine Erfolgsgeschichte mit vielen Irrwegen. Paediatrica 29:7–9
5.
Zurück zum Zitat Eckart WU (2009) Geschichte der Medizin: Fakten, Konzepte, Haltungen, mit Theorie, Ethik, Recht. Springer, Berlin, Heidelberg, New York, S 248–326 Eckart WU (2009) Geschichte der Medizin: Fakten, Konzepte, Haltungen, mit Theorie, Ethik, Recht. Springer, Berlin, Heidelberg, New York, S 248–326
6.
Zurück zum Zitat Frisch H (1980) Die Entwicklung der Neonatologie in Tirol von 1968–1978 und deren Einfluß auf die Morbidität und Mortalität von Früh- und Neugeborenen. Wien Klin Wochenschr 92(Supplementum 116):1–58 Frisch H (1980) Die Entwicklung der Neonatologie in Tirol von 1968–1978 und deren Einfluß auf die Morbidität und Mortalität von Früh- und Neugeborenen. Wien Klin Wochenschr 92(Supplementum 116):1–58
7.
Zurück zum Zitat Gembruch U, Hecher K, Steiner H (2018) Ultraschalldiagnostik in Geburtshilfe und Gynäkologie. Springer, Berlin, Heidelberg, New York, S 6–12CrossRef Gembruch U, Hecher K, Steiner H (2018) Ultraschalldiagnostik in Geburtshilfe und Gynäkologie. Springer, Berlin, Heidelberg, New York, S 6–12CrossRef
8.
Zurück zum Zitat Husslein P (1998) Rückblick, Gegenwart und Ausblick in der Geburtshilfe. Gynäkol Geburtshilfliche Rundsch 38(4):188–192CrossRefPubMed Husslein P (1998) Rückblick, Gegenwart und Ausblick in der Geburtshilfe. Gynäkol Geburtshilfliche Rundsch 38(4):188–192CrossRefPubMed
12.
Zurück zum Zitat Janisch H, Müller-Tyl E (1984) Offizielles Protokoll der Gesellschaft der Ärzte in Wien: Zum Problem der Säuglingssterblichkeit. Die perinatale Sterblichkeit bei Frühgeborenen. Wien Klin Wochenschr 96(12):480–481 Janisch H, Müller-Tyl E (1984) Offizielles Protokoll der Gesellschaft der Ärzte in Wien: Zum Problem der Säuglingssterblichkeit. Die perinatale Sterblichkeit bei Frühgeborenen. Wien Klin Wochenschr 96(12):480–481
13.
Zurück zum Zitat Kassebaum NJ (2019) Diseases, injuries, and risk factors in child and adolescent health, 1990 to 2017: findings from the global burden of diseases, injuries, and risk factors 2017 study. JAMA Pediatr 173(6):e190337CrossRefPubMedPubMedCentral Kassebaum NJ (2019) Diseases, injuries, and risk factors in child and adolescent health, 1990 to 2017: findings from the global burden of diseases, injuries, and risk factors 2017 study. JAMA Pediatr 173(6):e190337CrossRefPubMedPubMedCentral
14.
Zurück zum Zitat Leodolter I (1978) Short report: the mother-child health passport: Austria’s successful weapon against infant mortality. Prev Med 7(4):561–563CrossRefPubMed Leodolter I (1978) Short report: the mother-child health passport: Austria’s successful weapon against infant mortality. Prev Med 7(4):561–563CrossRefPubMed
15.
Zurück zum Zitat Offizielle Mitteilungen (1974) Erste Zustandsbeurteilung nach Apgar. Osterr Hebammenztg 21(7/8):48 Offizielle Mitteilungen (1974) Erste Zustandsbeurteilung nach Apgar. Osterr Hebammenztg 21(7/8):48
16.
Zurück zum Zitat Reinold E (1974) Die Überwachung der gefährdeten Schwangerschaft. Wien Klin Wochenschr 86(21):633–639PubMed Reinold E (1974) Die Überwachung der gefährdeten Schwangerschaft. Wien Klin Wochenschr 86(21):633–639PubMed
17.
Zurück zum Zitat Rockenschaub A (1975) Leitlinien der Schwangerschaftskontrolle. Österr Hebammenztg 22(3/4):2–6 Rockenschaub A (1975) Leitlinien der Schwangerschaftskontrolle. Österr Hebammenztg 22(3/4):2–6
18.
Zurück zum Zitat Rogovits N, Korp W, Janko W (1973) Offizielles Protokoll der Gesellschaft der Ärzte in Wien: Die Beurteilung oraler Standardglukosetoleranzteste in Schwangerschaft und Wochenbett. (Mitteilung). Wien Klin Wochenschr 85(24):432–436PubMed Rogovits N, Korp W, Janko W (1973) Offizielles Protokoll der Gesellschaft der Ärzte in Wien: Die Beurteilung oraler Standardglukosetoleranzteste in Schwangerschaft und Wochenbett. (Mitteilung). Wien Klin Wochenschr 85(24):432–436PubMed
19.
Zurück zum Zitat Rosenkranz A, Bernert G, Fürnkranz H, Zoder G (1987) Gegenüberstellung der kontinuierlich überwachten Geburt zur nicht überwachten Geburt im Hinblick auf Mortalität und Morbidität des Kindes. Wien Klin Wochenschr 99(3):69–74PubMed Rosenkranz A, Bernert G, Fürnkranz H, Zoder G (1987) Gegenüberstellung der kontinuierlich überwachten Geburt zur nicht überwachten Geburt im Hinblick auf Mortalität und Morbidität des Kindes. Wien Klin Wochenschr 99(3):69–74PubMed
20.
Zurück zum Zitat Stenographisches Protokoll (1973) 82. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. XIII. Gesetzgebungsperiode. S 7774–7775 Stenographisches Protokoll (1973) 82. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. XIII. Gesetzgebungsperiode. S 7774–7775
21.
Zurück zum Zitat Stenographisches Protokoll (1973) 327. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich. S 9909–9914 Stenographisches Protokoll (1973) 327. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich. S 9909–9914
22.
Zurück zum Zitat Stenographisches Protokoll (1974) 98. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. XIII. Gesetzgebungsperiode. S 9658–9665 Stenographisches Protokoll (1974) 98. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. XIII. Gesetzgebungsperiode. S 9658–9665
23.
Zurück zum Zitat Stenographisches Protokoll (1981) 96. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. XV. Gesetzgebungsperiode. S 9637 Stenographisches Protokoll (1981) 96. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. XV. Gesetzgebungsperiode. S 9637
24.
Zurück zum Zitat Stenographisches Protokoll (1997) 105. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. XX. Gesetzgebungsperiode. S 138–158 Stenographisches Protokoll (1997) 105. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. XX. Gesetzgebungsperiode. S 138–158
25.
Zurück zum Zitat Thalhammer O, Scheibenreiter S, Schön R, Knoll E, Schmierer G (1972) 5 Jahre Österreichisches Programm zur Früherfassung angeborener Stoffwechselanomalien: Ein Tätigkeitsbericht. Wien Klin Wochenschr 84(Supplement 2):3–12 Thalhammer O, Scheibenreiter S, Schön R, Knoll E, Schmierer G (1972) 5 Jahre Österreichisches Programm zur Früherfassung angeborener Stoffwechselanomalien: Ein Tätigkeitsbericht. Wien Klin Wochenschr 84(Supplement 2):3–12
Metadaten
Titel
Einfluss des Mutter-Kind-Passes auf die Säuglingssterblichkeit
verfasst von
Dr. Jessica Herdt
Publikationsdatum
10.02.2021
Verlag
Springer Medizin
Schlagwort
Neonatologie
Erschienen in
Monatsschrift Kinderheilkunde / Ausgabe 4/2023
Print ISSN: 0026-9298
Elektronische ISSN: 1433-0474
DOI
https://doi.org/10.1007/s00112-021-01124-w

Weitere Artikel der Ausgabe 4/2023

Monatsschrift Kinderheilkunde 4/2023 Zur Ausgabe

Mitteilungen der ÖGKJ

Mitteilungen der ÖGKJ

ADHS-Medikation erhöht das kardiovaskuläre Risiko

16.05.2024 Herzinsuffizienz Nachrichten

Erwachsene, die Medikamente gegen das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom einnehmen, laufen offenbar erhöhte Gefahr, an Herzschwäche zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden. Es scheint eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zu bestehen.

Erstmanifestation eines Diabetes-Typ-1 bei Kindern: Ein Notfall!

16.05.2024 DDG-Jahrestagung 2024 Kongressbericht

Manifestiert sich ein Typ-1-Diabetes bei Kindern, ist das ein Notfall – ebenso wie eine diabetische Ketoazidose. Die Grundsäulen der Therapie bestehen aus Rehydratation, Insulin und Kaliumgabe. Insulin ist das Medikament der Wahl zur Behandlung der Ketoazidose.

Frühe Hypertonie erhöht späteres kardiovaskuläres Risiko

Wie wichtig es ist, pädiatrische Patienten auf Bluthochdruck zu screenen, zeigt eine kanadische Studie: Hypertone Druckwerte in Kindheit und Jugend steigern das Risiko für spätere kardiovaskuläre Komplikationen.

Betalaktam-Allergie: praxisnahes Vorgehen beim Delabeling

16.05.2024 Pädiatrische Allergologie Nachrichten

Die große Mehrheit der vermeintlichen Penicillinallergien sind keine. Da das „Etikett“ Betalaktam-Allergie oft schon in der Kindheit erworben wird, kann ein frühzeitiges Delabeling lebenslange Vorteile bringen. Ein Team von Pädiaterinnen und Pädiatern aus Kanada stellt vor, wie sie dabei vorgehen.

Update Pädiatrie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.