Erschienen in:
01.10.2006 | Originalien
Welche Vorteile bietet die volare Plattenosteosynthese gegenüber der Kirschner-Drahtstabilisierung bei distalen Radiusextensionsfrakturen des alten Menschen?
verfasst von:
Dr. C. Voigt, H. Lill
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 10/2006
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Zusammenfassung
Ziel
Ziel dieser retrospektiven Studie ist es, beim alten Patienten die Ergebnisse nach perkutaner Kirschner-Drahtstabilisierung mit mehrwöchiger Immobilisation sowie offener Reposition und interner Fixation (ORIF) über einen volaren Zugang mit frühfunktioneller Nachbehandlung frakturunspezifisch und selektiv für A3- und C2-Frakturen zu vergleichen.
Material und Methoden
Es wurden 43 Patienten (Altersmedian 67 (60–83) Jahre) 26 (18–48) Monate nach Kirschner-Drahtstabilisierung (KD) und 46 Patienten (Altersmedian 76 (60–90) Jahre) 9 (5–17) Monate nach ORIF anhand des „Disabilities-of-the-Arm-Shoulder-and-Hand“- (DASH-), Gartland-Werley- und Castaing-Scores sowie des radiologischen Korrekturverlustes nachuntersucht. Die statistische Auswertung erfolgte zunächst frakturunspezifisch für die KD- und ORIF Gesamtgruppe und in einer weitergehenden Differenzierung frakturspezifisch für die häufigsten Frakturtypen, A3- und C2-Frakturen; wobei hier 3 Gruppen, eine KD-, eine winkelstabile ORIF- und eine nicht winkelstabile ORIF-Gruppe unterschieden wurden.
Ergebnisse
Die Ergebnisse im Gartland-Werley- und Castaing-Score ergeben keinen signifikanten Unterschied zwischen den genannten Therapieverfahren. Im Gartland-Werley-Score erreichen 37 Patienten (86%) nach Kirschner-Drahtstabilisierung und 39 Patienten (85%) nach ORIF ein „sehr gutes“ und „gutes“ Ergebnis. Der Castaing-Score ergibt nach Kirschner-Drahtstabilisierung in 33 Fällen (77%), nach ORIF in 34 Fällen (74%) ein „gutes“ Resultat. Der radiologische Korrekturverlust, gemessen an der radialen Inklination (median 2/2,5°), dem dorsopalmaren Gelenkwinkel (3/5°) und Ulnavorschub (1/1 mm), differiert nicht signifikant. Suboptimale radiologische Parameter korrelieren nicht zwangsläufig mit einem „befriedigenden“ oder „schlechten“ funktionellen Ergebnis. Im DASH-Score zeigt sich frakturunspezifisch eine mit median 7 (0–82) gegenüber 17 (0–87) Punkten signifikant höhere subjektive Zufriedenheit nach Kirschner-Drahtstabilisierung, die sich in der frakturspezifischen Auswertung nicht bestätigt. Nach ORIF lässt sich eine signifikant schnellere Rückkehr (4 vs. 8 Wochen) zu den „activities of daily living“ verzeichnen.
Schlussfolgerung
Alle genannten Therapieverfahren sind zur Behandlung von A3- und C2-Frakturen des alten Patienten geeignet. Der entscheidende Vorteil der ORIF liegt in der frühfunktionellen, gipsfreien Nachbehandlung ohne obligaten Zweiteingriff mit schneller Reintegration in die Alltagsaktivitäten, die für das am häufigsten betroffene ältere Patientenklientel entscheidend ist.