Erschienen in:
01.02.2006 | Kasuistiken
Bilaterale Hypoglossusparese nach Intubationsnarkose
verfasst von:
Dr. S. Bramer, S. Koscielny, O. W. Witte, C. Terborg
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 2/2006
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Zusammenfassung
Läsionen des N. hypoglossus sind eine seltene Komplikation nach Intubation, die je nach Ausmaß der Nervenschädigung reversibel sein können. Ein 63-jähriger Patient wurde aufgrund eines Sigmakarzinoms und nachfolgenden Komplikationen mehrfach für wenige Tage orotracheal intubiert. Nach Beendigung der 4. Narkose fiel eine komplette, bilaterale Zungenlähmung mit ausgeprägter Dysarthrie und Dysphagie auf, aufgrund derer eine perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) durchgeführt wurde. Magnetresonanztomographisch zeigte sich ein altersentsprechender Befund ohne Hirnstammläsion. Eine elektromyographische Untersuchung der Zunge ergab bilateral pathologische Spontanaktivität ohne Willküraktivität als Ausdruck einer ausgeprägten axonalen Läsion beider Nn. hypoglossi. Innerhalb von 7 Monaten kam es klinisch und elektrophysiologisch zu einer kompletten Rückbildung der Hypoglossusparesen. Pathogenetisch liegt wahrscheinlich eine mechanische Schädigung des N. hypoglossus im Rahmen der Intubationen zugrunde, die zu einer Waller-Degeneration der Axone und damit zu einer Axonotmesis geführt hat. Intubationsbedingte Schädigungen des N. hypoglossus sind selten, haben aber meist eine gute Prognose mit überwiegend kompletter oder zumindest partieller Remission.