Erschienen in:
01.03.2011 | Leitthema
Epidemiologie und Versorgungssituation von Zwangsstörungen
verfasst von:
Prof. Dr. U. Voderholzer, S. Schlegl, A.K. Külz
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 3/2011
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Zwangsstörungen gehören mit einer 12-Monats-Prävalenz von bis zu 1% und einer Lebenszeitprävalenz von 1–2% zu den häufigeren psychischen Störungen. Dies spiegelt sich allerdings weder im Inanspruchnahmeverhalten der Betroffenen noch im therapeutischen Versorgungsalltag wider, in dem die Zwangsstörung nach wie vor nur eine geringe Rolle zu spielen scheint. Aufgrund von Schamgefühlen besteht seitens der Patienten eine hohe Verheimlichungstendenz. Des Weiteren ist neben Defiziten in der psychotherapeutischen Versorgungssituation dieses Störungsbildes auch die Behandlungspraxis gegenwärtig nicht zufriedenstellend. So empfehlen aktuelle Leitlinien als psychotherapeutisches Verfahren der 1. Wahl die Exposition mit Reaktionsverhinderung. Nach wie vor kommt dieses Verfahren in der psychotherapeutischen Routineversorgung nicht adäquat genug zum Einsatz.
Mangelnde Erfahrung oder fehlende Ausbildung auf Therapeutenseite sowie unzureichende Informationen über das Störungsbild und Behandlungsmöglichkeiten auf Patientenseite tragen zur bestehenden Unter- und Fehlversorgung bei. Fortbildungs- und Aufklärungsmaßnahmen könnten helfen, für diese Erkrankung zu sensibilisieren und somit die Chancen auf eine langfristige Besserung zu erhöhen.