Erschienen in:
01.03.2014 | Leitthema
Beurteilung der Schuldfähigkeit bei paraphiler Störung
Kann der Schweregrad der Störung mithilfe von Kriterien aus Prognoseinstrumenten erfasst werden?
verfasst von:
Prof. Dr. P. Briken, J.L. Müller
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Beurteilung des Schweregrads einer paraphilen Störung ist insbesondere bei der Schuldfähigkeitsbeurteilung und Maßregelindikaton von großer Bedeutung. Die von der interdisziplinären Arbeitsgruppe am Bundesgerichtshof formulierten Mindestkriterien für die Schuldfähigkeitsbegutachtung bei sog. „schwerer anderer seelischer Abartigkeit“ definieren dazu den Standard.
Ziel der Arbeit und Methoden
Ziel dieses Beitrags ist es, ein Forschungskonzept darzustellen, anhand dessen der Schweregrad einer paraphilen Störung zur Beurteilung der Schuldfähigkeit mithilfe von Kriterien aus Prognoseinstrumenten erfasst wird.
Ergebnisse und Diskussion
Zusätzlich zur formalen Diagnose gemäß ICD bzw. DSM werden die Merkmale „abweichende sexuelle Interessen“ und „sexuelle Überbeschäftigung/Dranghaftigkeit“ aus dem Prognoseinstrument „Stable 2007“ zur Beurteilung herangezogen. Weitere Kriterien (z. B. „Bindungs- und Beziehungsdefizite“) untermauern den Schweregrad der Störung. Als relevant für die psychiatrische Einschätzung der Steuerungsfähigkeit werden die Merkmale „paraphile sexuelle Dranghaftigkeit“, „emotionaler Zusammenbruch“ und „Zusammenbruch der sozialen Unterstützung“ aus dem Prognoseinstrument „Acute“ eingeschätzt. Nutzbarkeit und Reliabilität des vorgeschlagenen Forschungskonzepts sollen in einem nächsten Schritt empirisch überprüft werden.