Erschienen in:
03.07.2018 | Affektive Störungen | Übersichten
Rationalität und Freiheit in der Medizin: Der Fall der Elektrokrampftherapie
verfasst von:
Prof. Dr. U. Wiesing, Prof. Dr. A. J. Fallgatter
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 11/2018
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Zusammenfassung
Es gibt keine vernünftigen Gründe, warum die Elektrokrampftherapie (EKT) in der klinischen Anwendung nicht genau den gleichen Kriterien unterliegen muss wie andere Therapien auch. Assoziationen, die auf historischen Ereignissen und deren medialer Aufarbeitung beruhen, liefern keine überzeugenden Argumente gegen die Nutzung der EKT. Um die EKT den Patienten anzubieten, bedarf es wissenschaftlich abgesicherter Erkenntnisse zum Nutzen für den Patienten. Diese liegen vor. Wenn es solche Argumente gibt, muss die EKT in ein Therapieangebot aufgenommen werden. Eine aufgeklärte, reflektierte Medizin darf eine nachweislich wirksame Maßnahme wie die EKT den Patienten nicht vorenthalten. Sie sollte sich nicht von Assoziationen beeinflussen lassen, sondern von den Resultaten der klinischen Forschung, auch wenn der Wirkmechanismus noch nicht im Detail bekannt ist. Das Image der EKT hat sich in den letzten Jahrzehnten verbessert, sodass Hoffnung besteht, dass ungerechtfertigte Argumente an Einfluss verlieren.