Erschienen in:
01.06.2015 | Leitthema
Liquorverlustsyndrom
Indikation, Technik und Ergebnisse der Behandlung mit „blood patch“
verfasst von:
Dr. A. Gottschalk
Erschienen in:
Die Radiologie
|
Ausgabe 6/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
In den meisten Fällen ist ein Liquorverlustsyndrom iatrogen durch Lumbalpunktionen, Periduralanästhesien oder operative Eingriffe an der Wirbelsäule bedingt. Durch verbesserte diagnostische Möglichkeiten werden jedoch auch spontane Liquorverlustsyndrome mit zunehmender Häufigkeit diagnostiziert, deren Ursache oft nicht eindeutig zu klären ist.
Methoden
Zur radiologischen Diagnosesicherung und zur Lokalisierung des Liquorlecks stehen mit der Postmyelo-CT, der 111Indium-Radioisotopenzisternographie und der (Myelo-)MRT mehrere Verfahren mit unterschiedlichen Sensitivitäten zur Verfügung. Nach unserer eigenen Erfahrung ist eine primär nativdiagnostische MRT mit fettsaturierten T2-Sequenzen in vielen Fällen bereits diagnostisch ausreichend, um das Liquorleck und seine Lokalisation zu sichern. In den übrigen Fällen ist die Durchführung einer ergänzenden Postmyelo-CT oder alternativ einer Myelo-MRT empfehlenswert. Bei manchen Patienten mit spontanem Liquorverlustsyndrom finden sich dabei mehrere Liquorlecks auf unterschiedlichen Höhen.
Leitsymptom ist in den meisten Fällen ein lageabhängiger orthostatischer Kopfschmerz. Während das postpunktionelle Syndrom unter Bettruhe und medikamentöser Therapie oft selbstlimitierend ist, bedarf es beim spontanen Liquorverlustsyndrom meist einer Blood-patch-Therapie. Der lumbale „blood patch“ kann in der Regel problemlos unter Durchleuchtungskontrolle erfolgen. Bei einem „blood patch“ an der HWS oder BWS wird aus Sicherheitsgründen eine CT-gesteuerte Durchführung empfohlen, um eine streng epidurale Blutverteilung zu gewährleisten und eine Myelonverletzung sicher zu vermeiden.
Trotz hoher Wirksamkeitsrate des ersten „blood patch“ von bis zu 85 % ist in manchen Fällen eine teils mehrfache Wiederholung erforderlich. Ein gezielter „blood patch“ ist bei lokalisierbarem Liquorleck einer ungezielten Blood-patch-Therapie grundsätzlich vorzuziehen. Bei nicht eindeutig zu lokalisierendem Liquorleck kann jedoch auch ein Therapieversuch mit lumbalem „blood patch“ unter Kopftieflagerung unternommen werden. Bei erfolgreichem „blood patch“ findet sich eine schnelle Rückbildung von Hygromen und duralem Enhancement im Kopf, während epidurale Hygrome an der Wirbelsäule, trotz Beschwerdefreiheit des Patienten, noch über Monate persistieren können.
Schlussfolgerung
Insgesamt stellt der „blood patch“ eine technisch relativ einfache und sicher durchzuführende Methode mit hoher Wirksamkeitsrate dar und ist sowohl beim spontanen Liquorverlustsyndrom als auch beim therapierefraktären postpunktionellen Syndrom die Therapie der Wahl.