Erschienen in:
01.10.2011 | Leitthema
Primär- und Sekundärprävention von Harnwegsinfektionen
verfasst von:
Prof. Dr. F.M.E. Wagenlehner, W. Vahlensieck, H.-W. Bauer, W. Weidner, K.G. Naber, H.-J. Piechota
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 10/2011
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Zusammenfassung
Harnwegsinfektionen (HWI) zählen zu den häufigsten bakteriellen Infektionen in der ambulanten und stationären Medizin. Rezidivierende HWI (rHWI) finden sich überwiegend bei jungen, aber auch postmenopausalen Frauen und sind in diesem Zusammenhang definiert als ≥ 3 HWI/Jahr, zum anderen finden sie sich bei Patienten mit komplizierenden urologischen Faktoren, wie z. B. Verweilkathetern im Harntrakt. Bei den unkomplizierten rHWI bei Frauen sind selten therapierbare prädisponierende Faktoren zu finden. Die höchste Effektivität zur Prävention von rHWI besitzt die Antibiotikadauerprophylaxe bzw. bei nachgewiesener Assoziation zum Geschlechtsverkehr die postkoitale Antibiotikaprophylaxe. In erster Linie können dafür Nitrofurantoin, Trimethoprim (oder Cotrimoxazol) und Fosfomycin-Trometamol eingesetzt werden. Orale Cephalosporine und Fluorochinolone sollten speziellen Indikationen vorbehalten bleiben. Die Antibiotikaprophylaxe führt je nach Antibiotikum zu einer Reduktion uropathogener Keime des Darm- und/oder Vaginaltrakts und zur Reduktion der biologischen „Fitness“ der Bakterien. Bei korrekter Indikation lässt sich die Rezidivrate von rHWI um etwa 90% senken. Bei postmenopausalen Patientinnen sollte zunächst eine vaginale Hormonsubstitution mit Östriol durchgeführt werden. Die orale bzw. parenterale Immunprophylaxe ist eine weitere Alternative für Patientinnen mit rHWI. Weitere Behandlungsoptionen mit unterschiedlicher wissenschaftlicher Evidenz stellen die Prophylaxe mit Cranberries und mit Probiotika dar. Zur Prophylaxe von harnwegskatheterassoziierten HWI sollten Strategien implementiert werden, welche die Katheterisierungshäufigkeit- und Dauer auf ein erforderliches Minimum reduzieren. Die derzeit verfügbaren unterschiedlichen Kathetermaterialien haben nur wenig Einfluss auf die Reduktion von katheterassoziierten HWI.