Erschienen in:
01.10.2011 | Leitthema
Primär- und Sekundärprävention des benignen Prostatasyndroms
Aktueller Wissenstand und Auswirkungen auf die klinische Routine
verfasst von:
PD. Dr. M. Oelke, S. Madersbacher
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 10/2011
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Zusammenfassung
Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) und das klinische Krankheitsbild des benignen Prostatasyndroms (BPS) kommen häufig vor, führen zur Lebensqualitätseinschränkung, sind progressiv und gehen potentiell mit Komplikationen im unteren oder oberen Harntrakt einher, weshalb Maßnahmen zur Prävention sinnvoll erscheinen. Aufgrund einer Literaturrecherche in PubMed/Medline von 1990–2011 summiert dieser Artikel die bekannten Maßnahmen zur Primär- und Sekundärprävention der BPH bzw. des BPS.
Primärpräventive Maßnahmen sollen die histologische BPH und das BPS verhindern, bevor diese klinisch evident werden. Gewichtsreduktion, regelmäßige körperliche Aktivität, der Verzehr von Gemüse, Aufnahme von Alkohol, die Einnahme von Dutasterid oder Finasterid sowie das Vermeiden von Übergewicht und fettreicher Nahrung können die BPH, Symptome des unteren Harntraktes (LUTS) oder BPS-assoziierte Komplikationen verhindern. Mit den Maßnahmen der Sekundärprävention sollen die Progression des BPS und BPS-assoziierte Komplikationen vermieden werden. Die regelmäßige und lang dauernde Einnahme eines α1-Blockers reduziert LUTS und verhindert die symptomatische Progression des BPS, kann aber BPS-assoziierte Komplikationen (z. B. Harnverhalt, Notwendigkeit einer Prostataoperation) nicht verhindern. 5α-Reduktaseinhibitoren können zwar die symptomatische Progression, den Harnverhalt und die Notwendigkeit einer Prostataoperation bei Patienten mit BPS reduzieren, die Medikamentenkombination bestehend aus α1-Blocker und 5α-Reduktaseinhibitor ist aber effektiver als die Einzelsubstanzen. Von der Sekundärprävention profitieren insbesondere ältere Männer mit größerer Prostata (>40 cm3) und mit höherer PSA-Konzentration im Serum (>1,6 µg/l).
Bei der Primärprävention ist die Datenqualität gering und die Therapie mit 5α-Reduktaseinhibitoren bisher noch nicht akzeptiert. Bei der Sekundärprävention sollten Männer mit Risikofaktoren für eine Krankheitsprogression eine Therapie mit 5α-Reduktaseinhibitoren erhalten. Trotz zahlreicher epidemiologischer und klinischer Untersuchungen zur Progressionshemmung existieren in Deutschland keine offiziellen Programme zur Prävention der BPH bzw. BPS.