Erschienen in:
01.01.2007 | Leitthema
Pathophysiologie des Schmerzes
verfasst von:
Prof. Dr. H.-G. Schaible
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 1/2007
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Zusammenfassung
Klinisch bedeutsame Schmerzzustände werden üblicherweise entweder als entzündlich oder neuropathisch klassifiziert. Während entzündungsbedingter Schmerz durch Gewebeverletzung oder -schädigung entsteht, wird der neuropathische Schmerz durch Schädigung oder Erkrankung von Nervenfasern verursacht. Bei jedem dieser Schmerzzustände tragen sowohl das periphere als auch das zentralnervöse nozizeptive System signifikant zur Schmerzentstehung bei. Während einer Entzündung werden periphere Nozizeptoren („Schmerzfasern“) sensibilisiert (periphere Sensibilisierung), bei einer Nervenverletzung oder Nervenerkrankung entwickeln periphere Nervenfasern ektope Entladungen, die an der Läsionsstelle oder im Zellkörper der geschädigten Fasern entstehen. Als Folge entsteht eine komplexe neuronale Antwort im Rückenmark, wo Nervenzellen übererregbar werden (zentrale Sensibilisierung).
Die zentrale Sensibilisierung ist ein neuronaler Vorgang, der die Aktivität aus der Peripherie verstärkt. Zahlreiche molekulare Mechanismen sind an den peripheren und zentralnervösen nozizeptiven Vorgängen beteiligt, wobei schnelle funktionelle Veränderungen der Signalübertragung (Zunahme der Erregbarkeit) und langfristige Regulationsmechanismen wie die Hochregulation von Mediator-/Rezeptorsystemen beteiligt sind. Die bewusste Schmerzantwort entsteht in thalamokortikalen Netzwerken, die sowohl eine sensorisch-diskriminative als auch eine affektive Schmerzkomponente erzeugen.