Erschienen in:
01.02.2007 | Originalien
Stabilisierung von meta- und diaphysären Segmentdefekten nach Tumorresektion durch Marknagelung und Polymethylmetacrylat- (PMMA-)Formkörper
verfasst von:
Dr. A. Biewener, J. Meyer, C. Rentsch, R. Grass, K.P. Günther, H. Zwipp, S. Rammelt
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 2/2007
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei radikaler Resektion eines Knochentumors im meta- und diaphysären Bereich langer Röhrenknochen ist ein segmentaler Defekt oft unvermeidbar. Bisher publizierte Methoden zur Stabilisierung unter Erhalt des angrenzenden Gelenks weisen eine hohe Versagensrate auf. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Testung und klinische Erprobung der Kombination einer Marknagelosteosynthese mit Abstützung des Defekts durch einen Polymethylmetacrylat- (PMMA-)Formkörper.
Methodik
PMMA-Kügelchen wurden zu einem Formkörper (Durchmesser 32 mm) mit interkonnektierender Porosität verklebt. Nun folgte 1. die Bestimmung der axialen Festigkeit, 2. die Bestimmung der Steifigkeit/Festigkeit der Kombinationsosteosynthese an der Leichentibia (Defektlänge 6 cm, Kontrollgruppe Leerdefekt) und 3. der Tierversuch: Präparation eines 3 cm langen Defekts an der Schafstibia, Nagelosteosynthese (Versuchsgruppe A: Abstützung durch Formkörper, Versuchsgruppe B: Formkörper mit osteokonduktiver RGD-Peptidbeschichtung). Die Auswertung erfolgte nach 6 Monaten (Histologie und Bestimmung der relativen Torsionsfestigkeit). In einer Pilotstudie wurden seit 10/98 13 Patienten (Defektlänge 3–15 cm) versorgt.
Ergebnisse
Die axiale Festigkeit wurde mit 12.750±300 N (17,56±0,59 MPa) bestimmt. Die 4-Punkt-Biegesteifigkeit wurde um 35% (p=0,028), die axiale Steifigkeit um 36% (nicht signifikant) und die Festigkeit um 553% (p=0,028) erhöht. Im Tierversuch zeigte sich eine Ausbildung von Knochenbrücken an der Grenzfläche Formkörper/Muskulatur: es folgte eine Erhöhung der Torsionsfestigkeit in Gruppe A um 95% (p=0,08) und in Gruppe B um 91% (p=0,047). In der Pilotstudie lag das mittlere Follow-up bei 16,1 (maximal 48,0) Monaten (Komplikationen: ein Nagelbruch nach 24 Monaten – Lösung durch Segmenttransport).
Schlussfolgerung
Die Kombinationsosteosynthese eignet sich zur vollbelastbaren Stabilisierung segmentaler Knochendefekte bei geringem Risiko eines Osteosyntheseversagens. Dennoch sollte die Methode als definitive Lösung nur eingesetzt werden, wenn eine Kallusdistraktion aufgrund hohen Alters oder schlechter Prognose ungeeignet ist. Als temporäre interne Stabilisierung kann die Methode zur Überbrückung der postoperativen Chemotherapiephase eingesetzt werden.