Erschienen in:
01.08.2003 | Aortenaneurysma
Akute und chronisch-expandierende Aortendissektion Typ Stanford B—Verändert die endovaskuläre Therapie die Indikationsstellung?
verfasst von:
Dr. D. Böckler, H. Schumacher, S. Ockert, M. Schwarzbach, K. Klemm, J. Hansmann, H. Bardenheuer, J.-R. Allenberg
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 3/2003
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Zusammenfassung
Fragestellung
Die medikamentös-konservative Therapie stellt derzeit den "golden standard" im Management der akuten unkomplizierten Aortendissektion Typ Stanford B dar. Die Verfügbarkeit und geringere Invasivität von endoluminalen Stentprothesen hat potenziell das Spektrum der Therapieoptionen erweitert. Ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt gerechtfertigt, die Indikationsstellung auszuweiten und prophylaktisch die unkomplizierte Typ-B-Dissektion endovaskulär zu versorgen, um eine spätere chronische Expansion zu verhindern? Anhand der Erfahrungen mit 23 Patienten werden die Indikationsstellung und die ersten Ergebnisse diskutiert und zu dem vermeintlichen Wandel in der Indikationsstellung Stellung genommen.
Patienten und Methodik
Zwischen April 2000 und März 2003 wurden 23 Patienten mit akuter, komplizierter oder chronisch-expandierender Aortendissektion Typ Stanford B durch Implantation einer thorakalen Endoprothese versorgt. 10 dieser Operationen (53%) wurden notfallmäßig wegen viszeraler Panischämie oder Ruptur durchgeführt. Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum dieser Patientengruppe (18 Männer und 5 Frauen, Durchschnittsalter 46 Jahre [36–80 Jahre]) beträgt 18 Monate (1–34 Monate).
Ergebnisse
Die Implantation erfolgte in 22 von 23 Fällen erfolgreich. Die Paraplegierate beträgt 0, eine Endoleckage vom Typ I ist trotz proximalem Cuff persistent und muss sekundär konvertiert werden. Eine komplette Thrombosierung des Falschkanals wurde in 10 von 19 Fällen beobachtet (53%). Bei 8 Patienten kam es zu einer Teilthrombosierung mit einer Restitutio der Viszeralperfusion und einer Regression des Falschkanals. 2 Patienten zeigten nach endoluminalem Entryverschluss eine komplette Schrumpfung des Falschkanals, jedoch eine chronische Expansion im nicht versorgten viszeralen Aortensegment, das bereits initial einen Durchmesser von 4 cm aufwies. Die 30 Tage-Mortalität beträgt bei elektiven Eingriffen 0% und in Notfällen 20%. Ein Patient verstarb an Multiorganversagen, ein zweiter an einer Ruptur.
Schlussfolgerungen
Obwohl die endoluminalen Entryausschaltung bei akuter bzw. symptomatischer B-Dissektion ein vielversprechendes Konzept darstellt, sind Langzeitergebnisse (Expansion des Viszeralsegments, Ruptur, Materialermüdung und Konversionsrate) im Rahmen einer prospektiven Evaluierung notwendig, um den Stellenwert einer prophylaktischen endovaskulären Therapie der akuten unkomplizierten Dissektion zu evaluieren.