Erschienen in:
22.03.2022 | Übersicht
Vermittlung medizinischer Handlungsempfehlungen
Empirische Hinweise auf eine unterschätzte Herausforderung
verfasst von:
Irene Somm, Marco Hajart, Anja Mallat
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
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Ausgabe 2/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine effektive Vermittlung evidenzbasierter Handlungsempfehlungen stellt angesichts einer Zunahme von chronischen und psychosozialen Erkrankungen eine zentrale, jedoch oftmals unterschätzte Herausforderung ärztlicher Praxis dar.
Fragestellung
1) Welche Herausforderungen zeigen sich regelmäßig im Hinblick auf die Vermittlung medizinischer Handlungsempfehlungen? 2) Welche Haltungsvoraussetzungen und Motive begünstigen eine funktionale Vermittlung? 3) Welche Methoden unterstützen im Rahmen der medizinischen Aus- und Weiterbildung eine nachhaltige Entwicklung geeigneter Kompetenzen für eine effektive Vermittlung?
Material und Methode
Basis für den Beitrag sind Erkenntnisse einschlägiger Interaktionsstudien, in denen Arzt-Patienten-Gespräche audiovisuell aufgezeichnet und gesprächsanalytisch ausgewertet wurden. Die eigene Interaktionsstudie zu pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen ermittelte zudem Haltungsvoraussetzungen einer funktionalen Beratungspraxis. Die Konsequenzen dieser Erkenntnisse für die Aus- und Weiterbildungspraxis werden auf Basis einer aktuellen Begleitforschung reflektiert.
Ergebnisse
Mit Blick auf die Adhärenz sind routiniert und normativ vorgetragene „One-fits-all-Aufklärungen“ kritisch zu sehen. Ertragreicher erweist sich demgegenüber eine rezeptive Form der Vermittlung. Für diese bedarf es einer Modulation tradierter ärztlicher Grundhaltungen, die mittels beobachtungsbasierter Feedbacksettings eher gelingt als mittels technizistisch geprägter Kommunikationstrainings.
Schlussfolgerungen
Für eine nachhaltige Kompetenzentwicklung im Hinblick auf eine effektive Vermittlung medizinischer Handlungsempfehlungen sollten in der Aus- und Weiterbildung vermehrt Methoden genutzt werden, die eine Bewusstmachung dysfunktionaler Praxis fördern.