Erschienen in:
01.08.2012 | Originalarbeit
Zusammen kämpfen, zusammen schlagen?
Der junge prosoziale Gewalttäter
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. med. Hans-Ludwig Kröber
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 3/2012
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Zusammenfassung
Anhand der Gewaltdelikte, die im öffentlichen Raum von Jugendlichen und Heranwachsenden begangen werden, wird die Frage diskutiert, in welchem Umfang Gewaltaktivität Ausdruck einer bereits fehllaufenden, gar pathologischen Persönlichkeitsentwicklung ist. Es wird die Gegenfrage gestellt, ob es nicht eine notwendige Entwicklungsphase gerade von männlichen Kindern und Jugendlichen gibt, in der sie sich mit ihrer eigenen Gewaltfähigkeit intensiv befassen, auch im Hinblick auf ihr männliches Selbstkonzept, den Topos des Kriegers und des Helden, des prosozialen Gewalttäters. Mit Gewaltfähigkeit sind in dieser Zeit auch soziale Tugenden wie Gruppenfähigkeit, Verlässlichkeit, Stehvermögen, Mut und Tapferkeit (Angstüberwindung), Leistungsfähigkeit und Inkaufnahme von Nachteilen zugunsten der Gruppe eng verbunden. Die Analyse jedes Einzelfalles verlangt eine vorurteilslose Sichtung der Entwicklungskräfte eines Jugendlichen in einer krisenhaften Etappe.