Erschienen in:
01.08.2012 | Originalarbeit
Autonomie und Fürsorge im Maßregelvollzug
Versuch einer ethischen Analyse vor dem Hintergrund juristischer Entscheidungen zur Zwangsbehandlung im Maßregelvollzug
verfasst von:
Dr. med. Christian Prüter-Schwarte
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 3/2012
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
In der Debatte um die Zwangsbehandlung psychiatrischer Patienten hat die Tendenz zur Überbetonung des Autonomieprinzips in den letzten Jahren zu einer Reihe von gerichtlichen Entscheidungen geführt, welche die Möglichkeiten zu einer solchen Behandlung zunehmend einengten. Mit Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts aus dem letzten Jahr hat diese Entwicklung auch den Maßregelvollzug erreicht. Die vorliegende Arbeit versucht eine Analyse der ethischen Konsequenzen unter dem Aspekt des Spannungsfeldes zwischen Autonomie und Fürsorge in der therapeutischen Arbeit forensisch-psychiatrischer Kliniken. Ein Ausschluss der Möglichkeit zur Zwangsbehandlung mit dem Argument der Autonomiebewahrung ist ethisch fragwürdig, wenn aufgrund eines falsch verstandenen Autonomieverständnisses Menschen in krankheitsbedingter Not allein gelassen werden und ihnen Verwahrlosung, sozialer Abstieg und Straffälligkeit oder Dritten Gefahr durch den Kranken drohen.