Erschienen in:
06.06.2016 | Telemedizin | Originalien
Compliance von Patienten mit altersabhängiger Makuladegeneration unter Anti-VEGF-Therapie
Analyse und Verbesserungsvorschläge
verfasst von:
Dr. B. Heimes, F. Gunnemann, M. Ziegler, M. Gutfleisch, G. Spital, D. Pauleikhoff, A. Lommatzsch
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 11/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Aktivitätsbasierte Behandlungsschemata bilden derzeit die Standardbehandlung der exsudativen AMD (nAMD) mit Anti-VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor). Während mit einem Pro-re-nata (PRN)-Behandlungsschema prospektive Studien eine Injektionshäufigkeit von etwa 7 Injektionen im ersten Jahr und 6 im zweiten Jahr erwarten lassen, messen retrospektive Beobachtungen deutlich verminderte Injektionsanzahlen. In dieser Arbeit wurden die Gründe für abnehmende Kontrollvisiten gesucht. Ferner wurde untersucht, ob eine telemedizinische Befundübermittlung mit Untersuchungen vor Ort die Motivation der Patienten und Einhaltung der notwendigen regelmäßigen Kontroll- und Behandlungstermine positiv beeinflussen kann.
Material und Methode
Im ersten Untersuchungskollektiv wurden retrospektiv Kontroll- und Therapieintervalle von 210 Augen (191 Pat.) mit einer nAMD in den Jahren 2010 und 2011 unter aktivitätsbasierter Anti-VEGF-Therapie bei einem mittleren Follow-up von 2 Jahren analysiert. In einem anderen Kollektiv von 100 Augen (100 Pat.) wurden 2 Gruppen beobachtet: eine Gruppe mit Durchführung der Kontrolluntersuchung vor Ort und telemedizinischer Befundübermittlung zum Behandlungszentrum und eine Gruppe, in welcher die Patienten auch zur Kontrolluntersuchung zum Behandlungszentrum anreisen müssen.
Ergebnisse
Im ersten Untersuchungskollektiv waren nach 140 Wochen noch 50 % der Beobachteten in regelmäßigen Kontrollen, nach 1 Jahr waren es noch 79 %. Nach 2 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit einer kontinuierlichen Betreuung nur noch bei 62 % der Patienten gegeben, während bei 38 % ein Abbruch der Betreuung erfolgte. Während bei 8 % dieser Abbruch basierend auf Abbruchkriterien vorlag, fand der Abbruch der Kontrollen in 30 % unbeabsichtigt statt. Der Hauptgrund für eine unbeabsichtigte Beendigung der Kontrollen und Behandlungen war mit 38 % die häufige und weite Anreise. Im zweiten Kollektiv zeigte sich eine Verbesserung der Compliance der Patienten hinsichtlich der Kontrollen (p < 0,001) und Anzahl der Injektionen (p = 0,02) durch die Einführung eines IT-Portals zum Bildaustausch.
Schlussfolgerung
Eine langfristige Therapie der nAMD ist im klinischen Alltag durch eine enge Patientenbindung an den betreuenden Augenarzt und kontinuierliche Kontrollen und Therapiezyklen möglich. Die Nutzung einer IT-Vernetzung zum sicheren Datentransfer kann die Compliance verbessern. Der Auf- und Ausbau solcher Plattformen stellt nicht nur für die Therapie der nAMD, sondern auch für andere Erkrankungen eine Herausforderung dar.