Erschienen in:
01.10.2013 | Leitthema
Manuelle Medizin und Orthopädie
verfasst von:
Dr. W. von Heymann, H. Locher
Erschienen in:
Die Orthopädie
|
Ausgabe 10/2013
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Manuelle Medizin (MM) ist eine ärztliche Handgrifftechnik zur Identifizierung und Behebung reversibler Funktionsstörungen vorwiegend am Bewegungsorgan. Entstanden aus empirischen Beobachtungen basiert die MM heute auf Anatomie, Biomechanik und Neurophysiologie. Neben der zu übenden Palpation nach topographisch-anatomischen Kenntnissen basiert die Diagnose segmentaler oder artikulärer Dysfunktion auf den Erkenntnissen über die afferente Konvergenz multizeptiver Neurone in proprio- und nozizeptiven Laminae der Medullae oblongata et spinalis, mit den dadurch provozierten motorischen und sympathischen Systemaktivierungen und der Folge segmentaler wie regionaler Funktionsstörungen. Die manuelle Therapie zielt auf die Beseitigung der Noziafferenzen wie auf die Aktivierung inhibitorischer rezeptiver Felder ab – durch einen einmaligen, schnellen, segmentalen Manipulationsimpuls oder mittels wiederholt langsam-weich-rhythmisch-repetitiver Mobilisierung. Die Weiterbildung in der MM wird skizziert im Verhältnis zum Bologna-Konzept für Postgraduierte. Da MM vorwiegend am Bewegungsorgan stattfindet, sollte sie einen festen, abprüfbaren Platz in der Weiterbildung zum Orthopäden/Unfallchirurgen haben. In der ambulanten Versorgung ist ein Orthopäde/Unfallchirurg ohne MM einem weitergebildeten Allgemeinmediziner unterlegen.