Erschienen in:
01.09.2008 | Leitthema
Molekular getriggerte Therapie des hormonrefraktären Prostatakarzinoms
verfasst von:
Dr. C.-H. Ohlmann, E. Markert, M. Gerharz, D. Pfister, H.-P. Dienes, U. Engelmann, A. Heidenreich
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 9/2008
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Molekular getriggerte Therapien, sog. „targeted therapies“ haben bereits bei einigen Tumorentitäten die konventionelle Chemotherapie ersetzt und stellen auch für das Prostatakarzinom eine interessante Therapieoption dar. Ziel unserer Studie war es, potentiell therapeutisch nutzbare molekulare Marker für eine „targeted therapy“ beim hormonrefraktären Prostatakarzinom zu analysieren und anhand des Markerprofils eine individualisierte Therapie mit einem Antikörper bzw. einem Tyrosinkinaseinhibitor einzuleiten.
Tumorgewebe von 51 Patienten mit einem metastasierten Prostatakarzinom aus der Prostata oder aus Metastasen wurde zunächst auf die immunhistochemische Expression von EGFR, PDGFRβ, Her-2/neu, c-kit und VEGF untersucht. Basierend auf dem Ergebnis der Expressionsanalyse wurde ein Kostenübernahmeantrag bei der Krankenkasse gestellt und bei 8/51 Patienten konnte dann eine Kombinationstherapie aus Docetaxel und der entsprechenden „targeted therapy“ eingeleitet werden.
Bei 46/51 (90,2%) Patienten fand sich eine positive Expression von mindestens einem der analysierten molekularen Marker. Eine positive Expression fand sich von EGFR bei 61,2%, von PDGFRβ bei 57,1%, Her-2/neu bei 16,3%, c-kit bei 25,0% und VEGF bei 74,5% der Patienten. Von den 8 Patienten, die eine Therapie erhielten, zeigte sich bei 50% der Fälle ein PSA-Abfall von ≥50% und ein mittleres Überleben von 13,5 Monaten bei einem mittleren Follow-up von 23,6 Monaten.
Molekulare Targets waren bei 90% der Patienten mit einem hormonrefraktären Prostatakarzinom exprimiert. Das Markerprofil kann die Basis für eine individualisierte „targeted therapy“ in Kombination mit Docetaxel darstellen. Die Ansprechraten und das mittlere Überleben sind ermutigend, aufgrund der kleinen Fallzahl jedoch nicht aussagekräftig. Die Effektivität dieses Therapieansatzes sollte daher im Rahmen von prospektiven klinischen Studien überprüft werden.