Erschienen in:
23.05.2016 | Nahrungsmittelallergien | Leitthema
Nahrungsmittelallergien und andere -unverträglichkeiten
Bedeutung, Begriffe und Begrenzung
verfasst von:
Jörg Kleine-Tebbe, Anja Waßmann-Otto, Hubert Mönnikes
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Eine immunologische Unverträglichkeit gegen Nahrungsmittel (NM) ist als Nahrungsmittelallergie (NMA) definiert. Hierbei handelt es sich meist um durch Immunglobuline der Klasse E (IgE) bedingte Soforttypreaktionen (Typ-I-Allergie) mit möglicher Beteiligung von Schleimhäuten, Haut, Atemwegen, Verdauungstrakt und Kreislauf. Primäre NMA beruhen auf (vorhergegangener) IgE-Sensibilisierung gegen tierische (z. B. in Kuhmilch, Hühnerei) oder pflanzliche Proteine (z. B. in Erdnuss, Haselnuss oder Weizen). Bei sekundären NMA reagiert IgE gegen Pollenproteine (z. B. Birke) auf strukturell ähnliche NM-Proteine (mit Kreuzallergie auf Kern- und Steinobst). Nichtimmunologische NM-Unverträglichkeiten sind meist Kohlenhydratmalassimilationen (z. B. Laktoseintoleranz, Fruktosemalabsorption) und ganz selten Pseudoallergien (z. B. gegen Aroma-, Farb-, Konservierungsstoffe), die bevorzugt bei Patienten mit chronischer Urtikaria auftreten. Häufige Verdauungsprobleme beruhen meist auf funktionellen Beschwerden (z. B. Reizdarmsyndrom), selten auf entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. Zöliakie). Histaminintoleranz, Glutenhypersensitivität und angebliche NM-Typ-III-Allergien sind umstrittene Diagnosen. Die dargestellten Krankheitsbilder und -modelle besitzen für die Betroffenen, das Gesundheitssystem und die Gesellschaft unterschiedlichste Bedeutung.