Erschienen in:
20.05.2016 | Nahrungsmittelallergien | Leitthema
Nahrungsmittelallergie im Erwachsenenalter
verfasst von:
Prof. Dr. med. Thomas Werfel
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Nahrungsmittelallergien können im Erwachsenenalter neu entstehen oder nach einer bereits im Kindesalter aufgetretenen Nahrungsmittelallergie persistieren. Grundsätzlich ist die Prävalenz der primären Nahrungsmittelallergie bei Kindern höher als bei Erwachsenen. In der täglichen Praxis scheinen Nahrungsmittelallergien im Erwachsenenalter aber zuzunehmen, in Deutschland wurde eine Prävalenz von immerhin 3,7 % publiziert. Das klinische Spektrum der Manifestationen von Nahrungsmittelallergien im Erwachsenenalter ist breit. Es sind sowohl allergische Symptome vom Soforttyp zu beobachten als auch verzögert eintretende Symptome wie Verdauungsbeschwerden, Auslösung eines hämatogenen Kontaktekzems oder Schübe einer atopischen Dermatitis. Für die Diagnostik gelten für diese Altersgruppe die gleichen Prinzipien wie im Kindesalter. Neben Anamnese, Hauttest und In-vitro-Tests werden in der Regel Eliminationsdiäten und insbesondere auch Provokationstests gefordert. Einen großen Fortschritt stellt die molekulare Allergiediagnostik dar, die es ermöglicht, Risiken von Systemreaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel (wie z. B. Erdnuss) besser einzuschätzen und Kreuzreaktionen bei scheinbar multiplen Sensibilisierungen aufzudecken. Für das praktische Vorgehen zur Abklärung einer Nahrungsmittelallergie liegen aktuelle deutsche und europäische Leitlinien aus 2015 vor. Die häufigsten Nahrungsmittelallergene für Erwachsene sind Nüsse, Obst- und Gemüsesorten, die mit Pollen kreuzreagieren können, sowie Weizen, Schalen- und Krustentiere. Die Therapie der Nahrungsmittelallergie besteht in möglichst konsequenter Allergenkarenz. Ausführliche Diätpläne mit Meidungsstrategien und Hinweisen zu sinnvollem Ersatz der Ernährung liegen vor. Eine eingehende Beratung der betroffenen Patienten durch speziell ausgebildetes Fachpersonal ist erforderlich, um insbesondere eine Fehlernährung zu vermeiden und dem Patienten eine gute Lebensqualität zu ermöglichen.