Erschienen in:
01.03.2010 | Einführung zum Thema
Narbenhernien
Eine unerfreuliche Komplikation in der Chirurgie
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. h.c. V. Schumpelick
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 3/2010
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Auszug
Narbenhernien sind für Patient und Arzt gleichermaßen ein belastendes Ärgernis. Der Patient muss sich ungewollt einer 2. Operation unterziehen mit der hieraus resultierenden Gefährdung, Belastung, Schmerzhaftigkeit und dem Zeitverlust. Nach dem Kausalitätsprinzip wird in erster Linie die Schuld beim Operateur gesucht. Die Ursachensuche in eigenen Risikofaktoren der Patienten ist nicht die Regel. Der Operateur sieht häufig die Narbenhernie als seine persönliche Niederlage, wobei er sich über technische Fehler, die Schnittführung und über die Qualität des Nahtmaterials Gedanken macht. Die Vielzahl der Operationszugänge und der Verfahren zur Vermeidung bzw. zur Behandlung von Narbenhernien dokumentiert schon historisch die Unsicherheit des Chirurgen. Nach allem was wir heute wissen, ist die Selbstkasteiung des Chirurgen ebenso unberechtigt, wie jegliche Schuldzuweisung durch den Patienten. Im Tierexperiment ist es außerordentlich schwierig durch verschiedene Nahttechniken, Nahtmaterialien, Nahtspannungen oder anderes gezielt eine Narbenhernie zu erzeugen. Selbst der zu locker geführte Faden, die fehlende Stoß-auf-Stoß-Adaptation oder die Wahl irgendeines Nahtmaterials (resorbierbar vs. nicht resorbierbar) lassen beim gesunden Tier die Entstehung einer Narbenhernie mit Sicherheit voraussagen. Die Ätiopathogenese von Narbenhernien folgt anderen Gesetzen, so denen der Wundheilung, des Kollagens und der extrazellulären Matrix. Die absolute Häufigkeit dieses Ereignisses mit 80.000 pro Jahr in Deutschland macht die Entstehungsgeschichte aber zum wichtigen klinischen Problem, das einer wissenschaftlichen Lösung dringend bedarf. …