SSRI-Therapie verhindert Rückfälle bei Körperschemastörung

Eine mehrere Monate dauernde Erhaltungstherapie mit dem SSRI Escitalopram kann nach einer Akutbehandlung wirksam Rückfälle verhindern. Darauf deutet eine placebokontrollierte Präventionsstudie. Körperschemastörungen sind mit einer Prävalenz von rund 2 % zwar häufiger anzutreffen als Psychosen, Daten zur medikamentösen Behandlung gibt es jedoch kaum. Größere placebokontrollierte Studien fehlen praktisch komplett, bemängeln Psychiater um Dr. Katharine Phillips von der Brown University in Providence. Sie konnten in der Literatur nur eine placebokontrollierte Studie mit 67 Patienten finden, hier war Fluoxetin dem Scheinmedikament überlegen. In einer anderen Untersuchung mit 29 Patienten schien Clomipramin besser zu wirken als Desipramin. Noch schlechter ist die Evidenz für eine Erhaltungstherapie, hier gab es bislang überhaupt keine prospektiven kontrollierten Studien zur Pharmakotherapie, wenngleich einige Fallserien und kleinere offene Studie nahelegen, dass es nach einer erfolgreichen Akutbehandlung ratsam ist, die Patienten zur Rezidivprophylaxe weiterzubehandeln. Denn setzten die Patienten nach einiger Zeit die Medikation wieder ab, nahmen die Beschwerden in der Regel rasch wieder zu. Erste prospektive Präventionsstudie Ob die Rezidivprophylaxe mit einem SSRI tatsächlich etwas nützt, hat das Team um Phillips jetzt in der nach eigenen Angaben ersten prospektiven Präventionsstudie geprüft. Sie konnten insgesamt 100 Patienten mit einer akuten Körperschemastörung nach DSM IV gewinnen. Das Alter lag im Mittel bei 34 Jahren, zwei Drittel waren Frauen. Der Wert auf der „Yale-Brown Obsessive-Compulsive Scale Modified for Body Dysmorphic Disorder (BDD-YBOCS)“ musste zu Beginn über 24 Punkte liegen; die Skala reicht bis 48 Punkte, bei mehr als 26 Punkten wird von einer schweren Störung ausgegangen. Die Patienten waren also alle stark betroffen, beschäftigten sich mehr als den halben Tag mit ihrem Aussehen und hatten deswegen massive Probleme am Arbeitsplatz und im Sozialleben. Sie konnten sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren und versuchten den Kontakt mit anderen Menschen zu vermeiden, weil sie sich aufgrund ihrer vermeintlichen körperlichen Makel schämten. Alle Studienteilnehmer erhielten für 14 Wochen offen Escitalopram bis zu 30 mg/d. Um als Responder zu gelten, musste der Wert auf der Skala zum Ende der offenen Phase um mindestens 30 % gesunken sein. Dies war bei 67 Patienten der Fall. 14 Patienten scheiterten an diesen Anforderungen, 28 weitere schieden aus anderen Gründen aus. Bei den Patienten, die 14 Wochen durchhielten, betrug die Ansprechrate 81 %. Ansprechrate mehr als verdoppelt Die verbleibenden 58 Responder wurden schließlich verblindet in zwei Gruppen aufgeteilt: 28 erhielten für sechs Wochen weiterhin Escitalopram, bei 30 wurde der Wirkstoff langsam ausgeschlichen und durch Placebo ersetzt. Die Forscher um Phillips schauten nun nach den Rückfallraten in den einzelnen Gruppen. Dazu mussten sie jedoch erst einmal definieren, was ein Rückfall ist. Sie durchforsteten die Literatur nach eindeutigen Beschreibungen, konnten aber keine finden. Bislang gebe es keinen Konsens, was als Rückfall zu werten sei, schreiben sie. Daher entwickelten sie ihre eigene Definition: Wurde die erreichte Verbesserung auf der BDD-YBOCS wieder zu 50 % abgegeben, stieg der Wert auf der Skala zugleich über 20 Punkte und wurde der klinische Gesamteindruck als „stark verschlechtert“ oder „sehr stark verschlechtert“ beurteilt, dann gingen die Psychiater von einem Rezidiv aus. Diese drei Kriterien erfüllten nach sechs Monaten 18 % der Patienten mit der Escitalopram-Erhaltungstherapie und 40 % in der Placebogruppe. In der Escitalopramgruppe dauerte es im Mittel 2,7-fach länger bis zum Rezidiv als bei den Patienten mit Placebo. Dieser Unterschied war knapp statistisch signifikant. Zudem gingen die Symptome in der Gruppe mit dem SSRI bei 36 % während der Erhaltungsphase weiter zurück. Unerwünschte Wirkungen traten in der Placebogruppe fast doppelt so oft auf wie in der Gruppe mit dem SSRI. Insgesamt gehen die Studienautoren von einem klinisch relevanten Vorteil einer Erhaltungstherapie mit Escitalopram aus.

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