Erschienen in:
01.01.2016 | Nierentransplantation | Schwerpunkt
Allokationssysteme in der Transplantationsmedizin
Vor- und Nachteile
verfasst von:
Prof. Dr. J. Gottlieb, Prof. Dr. W. Gwinner, Prof. Dr. C.P. Strassburg
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Spenderorgane für Transplantationen sind ein knappes Gut. Daher braucht es Allokationssysteme, die eine ethisch vertretbare Verteilung an die Patienten auf der Warteliste gewährleisten (Gleichbehandlung, Gerechtigkeit), aber auch die Überlebenswahrscheinlichkeit des Transplantats im jeweiligen Empfänger berücksichtigen. Im vorliegenden Beitrag werden die Allokationssysteme für Lungen-, Leber- sowie Nieren- und/oder Pankreastransplantate vorgestellt.
Bei Lungentransplantationen wird heute ein Allokationssystem auf Basis des Lung Allocation Score (LAS) angewendet. Der LAS sagt die Überlebenswahrscheinlichkeit auf der Warteliste und die Überlebensrate nach Transplantation voraus. Organe mit eingeschränkter Vermittelbarkeit werden im sog. Mini-match-Verfahren verteilt.
Für die postmortale Nieren- und Pankreastransplantation hat sich ein recht komplexes, aber transparentes Allokationssystem herausgebildet, in dem die Patienten in Gruppen mit jeweils eigenen Allokationsregeln eingeteilt werden. Die Allokation erfolgt v. a. nach Kriterien der Verteilungsgerechtigkeit und nach den Erfolgsaussichten. Auch die Mismatch-Wahrscheinlichkeit spielt eine Rolle. Die Dringlichkeit ist bei Kindern und bei Patienten ohne Dialysemöglichkeit bedeutsam. Kombinierte Pankreas-Nieren-Transplantationen haben Vorrang vor der alleinigen Nierentransplantation.
Als Kriterium für die Dringlichkeit einer Listung zur Lebertransplantation wird in Deutschland heute das Model for End-stage Liver Disease (MELD) herangezogen. MELD soll die Wartelistenmortalität senken und die Bedürftigsten zuerst einer Transplantation zuführen. Da das System u. a. die Transplantationspriorität von Patienten mit Tumoren oder genetischen Lebererkrankungen unzureichend beschreibt, gibt es ergänzend ein Regelwerk sog. „standard exceptions“.