Erschienen in:
01.01.2016 | Schwerpunkt
Organtransplantation in Deutschland
Kritische Betrachtung in Zeiten knapper Ressourcen
verfasst von:
A. Haverich, Prof. Dr. H. Haller
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Die Organtransplantation in Deutschland hat sich seit den ersten erfolgreichen Transplantationen von Herz und Niere in Hannover und Berlin, sehr erfolgreich weiterentwickelt; bereits 2005 überstieg die Anzahl der Eingriffe 4000 pro Jahr. Nicht nur die Palette der klassischen Organübertragung aus Verstorbenen wurde erweitert. In der Nieren-, Leber- und Lungentransplantation wurde als besonderes Segment auch das Feld der Spende durch lebende Verwandte befördert. Trotz dieser Fortschritte und einer Ausweitung der Kriterien für eine Organentnahme bei Verstorbenen konnte in den vergangenen Jahren die Zahl der Transplantationen aber nicht vermehrt werden. Demgegenüber steht die stets wachsende Zahl potenzieller Organempfänger, die heute auch in einem fortgeschrittenen Lebensalter mit akzeptablem Risiko versorgt werden können.
Die Gründe für die stagnierende Zahl transplantierter Organe reichen von der mangelnden Aufklärung in der Bevölkerung über die unzureichende Mitarbeit von Krankenhäusern bei der Meldung potenzieller Organspender bis zu den Mechanismen der Allokation entnommener Organe. Für die einzelnen Organe sind Dringlichkeitskriterien entwickelt worden, um jene Kranken mit besonders schlechter Prognose rasch versorgen zu können. Einige der insgesamt 44 Transplantationszentren meldeten ihre Patienten bei der zentralen Organvergabestelle Eurotransplant fälschlicherweise in einer höheren Dringlichkeitsstufe an, um sie rascher mit einem Organ versorgen zu können. Dieses Vorgehen, von der Öffentlichkeit als „Transplantationsskandal“ tituliert, führte neben der rückläufigen Meldung potenzieller Spender zu einer weiteren Abnahme der Organspenden in Deutschland. Eine kritische Verbesserung der Organisation der Transplantation ist notwendig, wenn die Situation in Deutschland verbessert werden soll. Im internationalen Vergleich sind für hierzulande gelistete Patienten mittlerweile äußerst lange Wartezeiten zu verzeichnen.