Erschienen in:
08.12.2023 | Onychomykose | Originalien
Konventionelle und molekulare Diagnostik bei Onychomykose – Teil 1
Konventionelle Differenzierung von Dermatophyten – Trichophyton rubrum, Trichophyton interdigitale
verfasst von:
Carolin Mehlhorn, Silke Uhrlaß, Esther Klonowski, Constanze Krüger, Uwe Paasch, Jan C. Simon, Prof. Dr. med. Pietro Nenoff
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Die Onychomykose ist eine häufige und weltweit vorkommende infektiöse Nagelerkrankung. Die mykologische Diagnostik der Onychomykose dient v. a. der differenzialdiagnostischen Abgrenzung von anderen, meist entzündlichen Nagelerkrankungen wie beispielsweise der Nagelpsoriasis oder von selteneren Onychodystrophien anderer Ursachen. Die konventionelle Labordiagnostik bei Verdacht auf eine Onychomykose basiert auf dem mikroskopischen Pilznachweis im Nagelmaterial mittels fluoreszenzoptischen Kalilaugenpräparats und der kulturellen Anzüchtung des Erregers. Molekulare Amplifikationsmethoden erlauben hingegen eine empfindlichere und spezifische Identifizierung des zugrunde liegenden Dermatophyten. Hier wurden bei 108 Patienten mit Onychomykose die Dermatophyten kulturell und/oder molekularbiologisch mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) nachgewiesen, und die Speziesidentifizierung wurde mit nachfolgender Sequenzierung bestätigt. Die Dermatophyten wurden anhand der makromorphologischen und mikroskopischen Merkmale analysiert. Bei 56 der 108 Patienten war ein Dermatophyt kulturell nachweisbar. Darunter waren 31 Isolate von Trichophyton (T.) rubrum und 25 von T. interdigitale. Alle Speziesidentifizierungen wurden im Nachhinein durch Sequenzierung der rDNA (ribosomale Desoxyribonukleinsäure) überprüft und für 54 der 56 Proben bestätigt. Zwei T. interdigitale konnten molekularbiologisch als T. quinckeanum und T. tonsurans identifiziert werden. Dabei ist T. quinckeanum, ein zoophiler Dermatophyt und sog. Emerging Pathogen in der Dermatomykologie, hier erstmalig überhaupt als Erreger einer Onychomykose isoliert worden. Der zweite zunächst als T. interdigitale angesehene Dermatophyt erwies sich molekularbiologisch als T. tonsurans. Dieser anthropophile Dermatophyt ist ebenfalls eine Rarität bei einer Onychomykose. Zusätzlich wurde in 34 der 52 Nagelproben, die kulturell nicht wuchsen, mittels PCR T. rubrum identifiziert und in 18 Nagelproben T. interdigitale. In Zusammenschau unserer Ergebnisse erwies sich die morphologische Identifizierung der 4 verschiedenen Dermatophytenarten als problematisch. Weder die Koloniemorphologie noch die mikroskopischen Merkmale der Dermatophyten erlauben eine eindeutige Differenzierung der Erreger. Mikrokonidien, Makrokonidien, Chlamydosporen und Arthrosporen sind inkonsistent hinsichtlich des Vorkommens, der Anzahl, der mikroskopischen Verteilung und der Form. Auch die Ureaseaktivität erlaubte keine eindeutige Zuordnung der Dermatophytenspezies. Daraus ist zu folgern, dass eine zuverlässige Identifizierung und der empfindlichste Nachweis der einer Onychomykose zugrunde liegenden Dermatophyten nur mit molekularen Methoden möglich sind.