Erschienen in:
16.03.2017 | Vulvakarzinom | Leitthema
Lymphknotenstaging beim Vulvakarzinom
Ist das wirklich noch nötig?
verfasst von:
Dr. med. F. Schochter, F. Ebner
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 4/2017
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Zusammenfassung
Das operative Lymphknotenstaging beim Vulvakarzinom ist mit einer hohen postoperativen, lang andauernden Morbidität assoziiert. Die im Rahmen der präoperativen Diagnostik angewendeten bildgebenden Verfahren (Computertomographie, Magnetresonanztomographie, Positronenemissionstomographie-CT, Ultraschall) sind teils sehr kostenintensiv und noch nicht ausreichend gut evaluiert. Mit einer Spezifität von >90 % und einer Sensitivität von knapp 80 % ist der Leistenultraschall gut, jedoch nicht akkurat genug, um ein operatives Staging zu ersetzten. Die Ausdehnung des Lymphknotenstagings wird durch die Tumorgröße und Lokalisation bestimmt. Die publizierte Literatur unterstützt zunehmend die Anwendung des Sentinellymphknotenkonzepts bei den Frühstadien des Vulvakarzinoms. Die aktuellen Leitlinien empfehlen eine inguinale Lymphonodektomie für multifokale Tumore bzw. für Tumore ab einer Ausdehnung von 4 cm. Aufgrund der ansteigenden Metastasierungsraten kann nach derzeitiger Datenlage auch eine pelvine Lymphonodektomie bei ausgeprägter Leistenmetastasierung oder bekanntem Lymphknotenbefall entlang der pelvinen Lymphbahnen erwogen werden. Fragestellungen zu bestimmten Konstellationen, beispielsweise, ob auf eine radikale, kontralaterale Lymphonodektomie bei streng lateralem Sitz und einseitiger Lymphknotenmetastasierung verzichtet werden kann, bedürfen weiterer prospektiver Studien. Zusammenfassend ist derzeit keine Bildgebung mit ausreichender Sicherheit bekannt, um auf ein operatives Staging der LK bei einem Vulvakarzinom ab einem Tumorstadium pT1b verzichten zu können. Wesentliche Fortschritte zur Reduktion der postoperativen Morbidität hat die Etablierung des Sentinelkonzeptes in den Frühstadien des Vulvakarzinoms ermöglicht.