Erschienen in:
13.08.2021 | Patellaluxation | Leitthema
Begutachtung von Patellaluxationen im Kindes- und Jugendalter
Unfall- oder anlagebedingt?
verfasst von:
Dr. I. Schubert, PD Dr. J. Dickschas, Prof. Dr. P. C. Strohm
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 11/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Für Patellaluxationen sind zahlreiche prädisponierende Faktoren bekannt. Ob diese oder das Trauma die wesentliche Ursache sind, ist häufig unklar.
Fragestellung
Untersucht wurde, ob die Analyse von Unfallmechanismus und anatomischer Prädisposition bei kindlichen Patellaluxationen eine Aussage zur Ursächlichkeit erlaubt.
Methodik
Retrospektive Kohortenstudie, Evidenzlevel III. Betrachtet wurden hausinterne Berufsgenossenschafts(BG)-Fälle mit der Diagnose Patellaluxation bei ≤18-Jährigen, und deskriptiv bzgl. demografischer und prädisponierender Gesichtspunkte sowie Unfallinformationen ausgewertet. Die Unfallhergänge wurden in Subgruppen unterteilt: Direktanprall, Bagatelltrauma, Sturz, Verdrehtrauma.
Ergebnisse
Es wurden 54 Patellaluxationen identifiziert, bei einem Patientenalter von 14 Jahren (Range 9–18 Jahre). In 39 % der Fälle fanden sich eine milde Valgusachse, im Mittel normwertige Torsionen, ein Tuberositas-tibiae-Trochleagrube(TTTG)-Wert von 17 mm (Range 8–24 mm), mit 41 % ein hoher Patella-alta-Anteil und zu 57 % eine Trochleadeformität. Lediglich 20 % der Kinder wiesen keine relevanten Prädispositionen auf. Die Bagatelltraumata zeigten den höchsten Anteil der Redizivluxationen mit 50 %, bei den übrigen Unfallkategorien betrug der Anteil der Erstluxationen >75 %. In der Sturzkohorte war die Rate der Kinder ohne relevante Prädisposition am größten.
Schlussfolgerung
Der Prädispositionsanteil bei kindlichen Luxationen ist hoch. Stürze sind jedoch immer wesentliche Unfallereignisse, ebenso der mediale Direktanprall. Das Verdrehtrauma ist, sofern keine hochgradige Trochleadysplasie vorliegt, ebenfalls wesentlich ursächlich, Bagatelltraumen hingegen nicht.