Erschienen in:
01.08.2018 | Pathologie | Editorial
Psychopathie und antisoziale Persönlichkeitsstörungen im Spannungsfeld zwischen Pathologie und Dissozialität
verfasst von:
Prof. Dr. med. Henning Saß, Prof. Dr. med. Elmar Habermeyer
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 3/2018
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Die schon im allgemeinen Sprachgebrauch vieldeutigen, einer Stigmatisierung Vorschub leistenden Begriffe von Persönlichkeitsstörung und Psychopathie begegnen in der forensischen Anwendung vermehrten Schwierigkeiten. Zwar enthalten die modernen Klassifikationssysteme verbindliche diagnostische Algorithmen mit klaren Ein- und Ausschlusskriterien, doch liegt jenseits der Pseudoexaktheit solcher Formulierungen das Kernproblem weiterhin in einer konzeptionellen Differenzierung von Charakterpathologie und abweichendem Verhalten. Bei vielen Straftätern finden sich auf der einen Seite schwierige, zu sozialen Konflikten disponierende Persönlichkeitsmerkmale und auf der anderen Seite mehr oder weniger hartnäckige Neigungen zur Verletzung rechtlicher Normen. Unerlässlich für die Bearbeitung der forensischen Fragestellungen ist deshalb eine klare Unterscheidung zwischen psychopathologisch bedeutsamen Auffälligkeiten der Persönlichkeit und bloßer Dissozialität. Dem steht allerdings seit Beginn der psychiatrischen Beschreibungen auffälliger Persönlichkeiten eine hartnäckige Tendenz zur Verquickung der Konzepte von abnormer Persönlichkeit einerseits und sozialer Devianz andererseits entgegen. …