Erschienen in:
08.10.2018 | Pflege | Leitthema
Hautkontakt von Frühgeborenen im Kreißsaal
verfasst von:
PD Dr. K. Mehler, E. Hucklenbruch-Rother, A. Kribs
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 1/2019
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Zusammenfassung
Für reife Neugeborene wird nach Geburt ein unmittelbarer, kontinuierlicher und ununterbrochener Hautkontakt mit der Mutter empfohlen. Dieser frühe Kontakt hat positive Effekte auf die Mutter-Kind-Interaktion und Bindung. Bei Frühgeborenen ist häufig eine Trennung von Mutter und Kind nach Geburt nötig, um die erfolgreiche Transition der unreifen Kinder zu überwachen sowie auftretende Probleme (insbesondere Störungen der Atmung) frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Auch wenn Hautkontakt für Frühgeborene in Form der „intermittent kangaroo mother care“(iKMC)-Methode in den letzten Jahren als Standard in den westlichen neonatalen Intensivstationen etabliert wurde, findet dieser häufig erst nach Tagen oder Wochen statt. Zudem haben die ersten Stunden nach Geburt als sog. sensible Phase der Mutter-Kind-Interaktion eine besondere Bedeutung für die Entwicklung einer sicheren Bindung. Erste Studien, die einen frühen Hautkontakt bei Frühgeborenen untersuchten, konnten zeigen, dass dieser für moderate und späte, aber auch unreife Frühgeborene machbar und sicher ist, wenn die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden. Ebenso konnten positive Effekte auf die Mutter-Kind-Interaktion und die Bindung für Frühgeborene mit frühem Hautkontakt nachgewiesen werden. Eine sichere Bindung stellt einen protektiven Faktor für Verhaltensauffälligkeiten oder neurokognitive Entwicklungsstörungen dar. Ziel der zukünftigen Versorgung von Früh- und Neugeborenen sollte sein, einen frühen Kontakt von Mutter und Kind unter Berücksichtigung der medizinisch notwendigen Unterstützung entsprechend der Unreife der Kinder zu ermöglichen.