Erschienen in:
10.11.2016 | Pflege | Originalien
Ophthalmologische Rehabilitation sehbehinderter Kinder
verfasst von:
Dr. E. K. Altpeter, N. X. Nguyen
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 7/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Es gibt kaum Studien zu sehbehinderten Kindern in Deutschland. Daher soll in dieser Studie das aktuelle Krankheitsspektrum sehbehinderte Kinder und die Versorgung dieser Kinder in der Schule und im Kindergarten mit Hilfsmitteln und integrativer Betreuung untersucht werden.
Patienten und Methode
In einer retrospektiven Studie wurden alle Kinder (n = 303), die sich 2013 und 2014 in der Tübinger Sehbehindertenambulanz vorstellten, ausgewertet. Zielgrößen waren: ophthalmologische Diagnose, bestkorrigierter Fernvisus, Vergrößerungsbedarf, die verordneten Hilfsmittel sowie die Maßnahmen der Frühförderung und integrative Betreuung/Inklusion in der Schulzeit.
Ergebnisse
Die häufigste Diagnose, die in diesem Kollektiv zu einer Sehbehinderung führte, war eine Optikusatrophie (22,4 %), gefolgt von erblichen Netzhautdystrophien (18,5 %), kongenitalem Nystagmus (9,9 %), Albinismus (8,6 %), ROP (7,9 %), Aniridie (4,6 %), CVI („cerebral visual impairment“) (4,3 %) und Myopia magna (3 %). 21 % der Kinder waren mehrfachbehindert.
66 % der Kinder waren sehbehindert (Visus ≤0,3 und >0,05). 9 % der Kinder waren hochgradig sehbehindert mit einem Visus ≤0,05. 6 % der Kinder waren blind im Sinne des Gesetzes (Visus ≤0,02). Von den Schulkindern (n = 241) besuchten 52 % eine Regelschule im Rahmen einer integrativen Betreuung. Bei 77 % der Schulkinder in Regelschulen bestand bei der Vorstellung bereits eine integrative Betreuung durch eine sonderpädagogischen Einrichtung. 73 % aller Schulkinder waren auf vergrößernde Hilfsmittel angewiesen: 20 % verwendeten optische Hilfsmittel (z. B. Lesesteine), 53 % verwendeten elektronische Hilfsmittel wie Bildschirmlesegeräte oder Kameralesesysteme.
Schlussfolgerung
Gerade bei Kindern ist die Anpassung von vergrößernden Sehhilfen für die schulische Laufbahn essenziell, 73 % aller Kinder waren auf Lesehilfen (optisch oder elektronisch) angewiesen. 52 % der Kinder besuchten eine Regelschule und wurden zusätzlich integrativ betreut durch eine sonderpädagogische Beratungsstelle vor Ort.